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Otte, Heinrich
Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters (Band 2) — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.24263#0031
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Basilika.

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lica durch Beziehung’ auf den Baaü.svq Christus symbolische Bedeutung
an,1 und alle diese verschiedenen Benennungen wurden ohne irgendwelche
Beziehung auf die bauliche Form durcheinander gebraucht.

96. Abgesehen von clen dem öffentlichen Handels- und Gerichts-
verkehr gewidmeten forensischen Basiliken der römischen Städte kommen
hierbei vorzugsweise in Betracht die zur Abhaltung von beratenden und
schiedsrichterlichen Versammlungen u. s. w. bestimmten basilikenartigen
Säle (Oeci) und eigentlichen Basiliken in den Häusern der reicheren
Börner, da die Gottesdienste der ersten Christen nach dem Zeugnis
der heiligen Schrift in den Sälen von Privathäusern gehalten zu werden
pflegten, die geräumig sein mufsten, um die oft zahlreiche Versamm-
lung zu fassen. Einzelne Andeutungen, die sich davon finden, clafs
solche Privatbasiliken förmlich in den gottesdienstlichen Gebrauch der
Christen übergegangen sind, erscheinen jedoch unsicher.

In Korinth war Gajus der Wirt des Ap. Paulus und der ganzen Ge-
meinde (rrjc ixakrjaLaq oXr/q), Eöm. 16, 23. — In Born, Korinth und Ephesus,
wo er, durch sein Gewerbe als Teppich mach er veranlafst, sich zu ver-
schiedenen Zeiten aufhielt, hatte Aquila eine Versammlung der Gemeinde
in seinem Hause )) ixzXgaia sv reo ol'xeo avrov), Eöm. 16, 5; I. Korinth.
16, 19. 20; Philem. 2.

Unter den verschiedenartigen Sälen der römischen Häuser bezeichnet
Vitruv (de architectura VI. cap. 5) die oeci Aegyptii als den Basiliken
ähnlich (ita basilicarum ea similitudo .... videtur esse), insofern sie ein
zweites Säulengeschofs mit Lichtöffnungen haben, und sagt (ebd. 8), dafs
die Paläste der Vornehmen unter anderen Bepräsentationsräumen auch ent-
halten müfsten: Basilicas, non dissimili modo quam publicorum operurn
magnificentia comparatas, quocl in domibus eorum saepius et publica con-
silia et privata eonsilia, cirbitriaque conficiuntur. Ob die in der Villa der
Gordiane erwähnten drei Prachträume, jeder mit hundert Säulen (Zester-
mann, Basiliken S. 67; Mefsmer, in der Zeitschr. f. ehr. A. u. K. II, 217),
wirklich solche bedeckte Säle und nicht viel mehr offene Säulenhöfe ge-
wesen sind, ist freilich sehr fraglich (vergl. Deliio, Genesis etc. 315 f.),
und einem Säulensaale im Palaste des Domitian zu Born ist nur will-
kürlich der Name Basilika beigelegt worden.

Wenn in einem dem Clemens Bomanus untergeschobenen, walirschein-

1 Isidorus Hisp. (Orig, etvmolog. 1. XV. 4, 11) im ATI. Jahrh.: Basilicae prius
vocabantur regurn liabitacula, unde et nomen habent, ncim ßaoiXevq rex et basilicae
regiae habitationes/ nunc autem ideo divina templa basilicae nominantur, quia regi
ibi omnium, deo cultus et sacrificia offerentur. In diesem Sinne wird das iVort in
der mittelalterl. LatLnität ohne alle Beziehung auf die Bauform schlechthin = Gottes-
haus gebraucht. Einhard nennt (vita CaroL M. 26. 31. 32) den Aachener Centralbau
so, und selbst auf ganz kleine unscheinbare Bauten, in einzelnen Fällen sogar auf
elende Holzkirchen, wird der Name übertragen. Beispiele bei Kreuser, Kirchenbau
 
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