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Otte, Heinrich
Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters (Band 2) — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.24263#0815
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774

XV, und XVI. Jahrhundert.

Als ältestes erhaltenes Druckwerk auf Papier erscheint der aus derselben
Sammlung (Nr. 21) in das Germ. Mus. zu Nürnberg (Essenwein, Holz-
schnitte etc. Taf. 1, 2) übergegangene Tod Mariae, nicht später als Mitte des
NIV. Jahrh. abgezogen, aber nach den Zeichen der Abnutzung ersichtlich
von einer viel älteren Platte (nicht Metallschnitt, sondern Holzstock), die
vielleicht schon im XIII. Jahrh. entstanden ist, nach Essenweins Vermutung
als Modell zu einer Stickerei. — Vergl. auch Bd. I, 182.

3. Kupferstich.1 2 Der Kupferstich zeigt eine dem Metall- und Holz-
schnitte gerade entgegengesetzte Technik, indem hier die abzudruckende
Zeichnung vertieft in die Platte graviert wird, und ging auch gleich an-
fangs von völlig verschiedenen Bedingungen aus. In Italien freilich machten
die Goldarbeiter des XV. Jahrh. sich gelegentlich einige Abdrücke ihrer für
Nielloarbeiten (oben S. 532) gravierten Platten in Schwefelabgüssen oder
auch auf Papier, um vor der Ausfüllung mit Schwarz den Effekt ihrer Black-
malereien beurteilen zu können; es fehlte aber dabei, was für die eigentliche
Erfindung der Kupferstechkunst der entscheidende Punkt bleibt, die Absicht
der Vervielfältigung behufs der Verbreitung, von welcher sich gleichzeitige,
oder sogar ältere deutsche Goldschmiede, um den Holzschnitten Konkurrenz
zu machen, bei dem Abdrucke in Kupfer gestochener religiöser Volksblätter
leiten liefsen. Sicher ist wenigstens, dafs die Technik von den Goldarbeitern
ausging, und dafs einige Maler? welche im XV. Jahrh. zugleich als sogenannte
Peintres-graveurs thätig waren, wie Martin Schongauer (oben S. 684) am
Oberrhein, Johann von Köln am Niederrhein (oben S. 681 No. 1) die Gold-
schmiedekunst als Nebenzweig betrieben. Selbst Albrecht Dürer vereinigte
beide Künste miteinander, da er zuerst als Goldschmied gelernt hatte und
sich später als Kupferstecher unvergänglichen Ruhm erwarb. Andererseits
waren es blofse Goldschmiede, wie Israel van Meckenen zu Bocholt (f 1503)
und früher schon Franz von Bocholt, welche Platten der Peintres-gra-
veurs (z. B. des M. Schongauer, des Meisters E. S. von 1466, die ältesten A.
Dürers etc.) nachstachen und in Kopien verbreiteten; wo sie mit eigenen Erfin-
dungen auftraten, blieben sie sehr mittelmäfsig. — In welchem Teile von Deutsch-
land, ob in den niederrheinischen oder in den oberdeutschen Gegenden, der
Kupferstich am frühesten geübt worden sein mag, liegt noch völlig im Dunkeln.
Der älteste bekannte datierte deutsche Stich, eine zu einer aus sieben Blättern
bestehenden Passionsfolge gehörige Geifselung Christi (aus der Sammlung Re-
nouvier zu Montpellier, jetzt im Kupferstichkabinett zu Berlin), ist mit
der Jahreszahl 1446 bezeichnet (Facsimile bei Bücher, a. a. 0.). Diese
Blätter eines oberdeutschen Meisters zeigen noch ziemlich rohe und alter-
tümliche Behandlung, die Umrisse sind stark angelegt, und die geringe

1 von Quandt, J. Gr., Entwurf zu einer Gesell, der Kupferstechkunst. 1826. —
Pass avant a. a. 0., 189—258: Histoire de la gravure au burin juscjue vers la fin du
XVR siede. — Heller, -Jos., Prakt. Handbuch für Kupferstichsanmiler. 2. Aufl. 1850. —
Andresen, Andr. (und Wessely, J. E.), Prakt. Handbuch für Kupferstichsammler,

2 Ekle. 1870—1873. — Bücher, Br., Kupferstich, als Abt. VHI in Bücher II, 1—106,
wo auch die übrige Litteratur nachzusehen ist. — Frantz, A.j Gesch. d. Kupferstichs.
Ein Versuch. Magdeburg 1883.
 
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