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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0161
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birgt. Die Malereien der Flügel und der
Predella sind Arbeiten Zeitbloms. Der Altar
stammt aus dem Jahr 1511, wie die zu
Füßen der Madonna angebrachte Jahres-
zahl angibt.

Schon Baum 1 hat die Figuren des Adel-
berger Altars in einen gewissen Zusammen-
hang mit den Arbeiten aus der Einssuß-
sphäre des jüngeren Syrlin gebracht. Wir
diirfen weiter gehen. Die Madonna (Abb.

171) bietet genau denselben Typus der
Gewandanordnung wie die an den Am-
brosius des Westjrortals sich anschließen-
den Muttergottesfiguren (Abb. 164—170).

In völlig gleicher Ausführung erscheinen
alle Motive der Faltenbehandlung verwen-
det. Auch die hl. Cutubilla (Abb. 172) läßt
die Zugehörigkeit zu der Syrlinschen Werk-
statt erkennen. Sie folgt in der Falten-
anordnung dem uns zum erstenmal bei
der Madonna von Wattenweiler (Abb. 138)
begegnenden Schema. Merkwürdigerweise
ist dieses am Adelberger Altar gleich zwei-
nral vertreten: der hl. Biborius (Abb. 173)
bringt im Gegensinn noch einmal die zwei
iibereinander gelagerten weiten Schlingen,
die das Mittelmotiv der breiten Brücke um-
rahmen. Nur die hl. Katharina und den
hl. Ulrich vermögen wir nicht unmittelbar
an uns schon bekannte Schemata der Ge-
wandanordnung anzureihen. Bei beiden
kennzeichnet jedoch die Verwendung der
typischen Werkstattmotive, besonders der
Fischblase, der Briicke und Rolle hinreichend
den Syrlinschen Stil. Bei dem hl. Ulrich ist
zudem die Gesichtsbildung nahezu identisch
lnit derjenigen anderer Figuren der Werkstatt. Der hl. Nikolaus von Meß-
kirch (Abb. 163), noch mehr der hl. Remigius von Sentenhart (Abb. 143)
wären als nächstliegende Beispiele zu nennen.

Der Adelberger Altar zeigt sich aufs engste mit den iibrigen Arbeiten der
Sru'lin-Werkstatt verbunden. Gegenüber den Westportalfiguren, noch mehr

Abb. r7r. Adelberg

Ulrichskapelle. Madonna.

1 Ulmer Plastik S. iii.
 
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