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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0315
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Daniel Mauch.

UBER Mauch stehen uns eine ganze Reihe urkundlicher Nachrichten zur
Verfügung 1. 1504 wird ihm in Ulm ein Sohn geboren. 1511 hatte Mauch
mit Schaffner zusammen einen Altar für die Barfüßerkirche in Ulm zu fer-
tigen, der aber untergegangen ist. 1517 und wiederum 1521 ist der Kiinstler
in Ulm bezeugt. Dazwischen erscheint sein Name 1520 mehrfach im Grund-
buch der Geislinger Sebastiansbrüderschaft, woraus auf einen voriibergehen-
den Aufenthalt in Geislingen geschlossen wird. Bei Einführung der Refor-
mation bleibt Mauch dem alten Glauben treu und ist noch 1538 am Ueben.

Als einzige gesicherte Arbeit Mauchs besitzen wir den von Mader ent-
deckten Altarschrein (Abb.366) zu Bieselbach (B.A. Zusmarshausen), der
die Inschrift „mauh bildhaer zu ulm 1501“ trägt. Er muß den Ausgangs-
punkt für jeden Versuch bilden, das Oeuvre Mauchs zu bestimmen. Voll und
ganz schließe ich mich gegeniiber neuerdings geäußerten Bedenken 2 der schon
von Baum 3 vertretenen Ansicht an, daß wir in dem kleinen Hochaltar der
Stadtkirche zu Geislingen ein zweites Werk des Künstlers besitzen. Die
Entstehung dieses Altars wird schon von Baum um 1520 angesetzt, das
Jahr, in dem Mauch in dem Grundbuch der Geislinger Sebastiansbruder-
schaft erscheint. Im Gespreng des Altars findet sich die kleine Figur eines
hl. Sebastian. Im Schrein stehen die Madonna (Abb. 367) und die Heiligen
Magdalena (Abb. 369) und Mauritius. Die Flügel zeigen in fiachem Relief
einen Rochus (Abb. 368) und eine Elisabeth.

Eine eingehendere stilkritische Begriindung fiir die Zuweisung des Geis-
linger Hochaltars an Daniel Mauch ist bisher noch nicht gegeben worden.
Die Figuren des Geislinger Altars sind ungefaßt und dunkel gebeizt; das
erschwert etwas den Vergleich mit dem neubemalten Bieselbacher Altar.
Trotzdem läßt sich in den Köpfen deutlich die Verwandtschaft erkennen.
Die beiden Madonnen gleichen sich in Schnitt und Ausdruck des Gesichtes
und in der leichten seitlichen Neigung des Hauptes, das von den ganz
glattsträhnig verlaufenden Haaren umrahmt wird. Die nämliche technische
Schulung und dasselbe Grundgefiihl offenbaren sich in den beiden Köpfen.
Anr bezeichnendsten ist vielleicht die Ähnlichkeit des hl. Rochus mit den
Männerköpfen des Bieselbacher Altars. Im Typus der Gesichtszüge gleicht
er am meisten dem dortigen Joachim. Mit sämtlichen männlichen Köpfen
teilt er die isolierte Herausarbeitung der einzelnen Bartlocken und den ge-
öffneten, breiten Mund.

1 Vgl. Baum, Ulmer Plastik S. 105 f. und S. 163 f.; Baum, Schaffner u. Mauch in Altschwäbisclie Kunst
S. 82 ff. sowie Baum, zu Daniel Mauch, Cicerone XVIII (1926) S. 39 f. Ferner Mader, Ein Schnitzaltar
von Daniel Mauch, Die Christliche Kunst 8 (1911—12) S. 216 ff. 2 vgl. Wesclier, Der Meister des Geis-
linger Altars a. a. O. S. 14. 3 Ulmer Plastik S. 107 sowie Kunst- und Altertumsdenkmale O.A. Geislingen

S. 35- Neuerdings (vgl. Altschwäbische Kunst S. 94), neigt Baum dazu, ihn einem zwischen Mauch und
Syrlin stelienden Meister zuzuweisen.
 
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