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AUFGABEN bzw. GATTUNGEN
Einjtibrutt^. Will man das Wesen der Renaissancemalerei erfassen,
so hat man zunächst danach zu fragen, welche Aufgaben die Gemälde
im Quattrocento und Cinquecento erfüllt und wie sie sich in architekto-
nische Zusammenhänge oder sonstwie in räumliche Zusammenhänge
eingefügt haben. - Die zweite Frage ist bereits an anderer Stelle beant-
wortet worden Deshalb soll hier vor allem die erste Frage beant-
wortet werden. Dabei sind gelegentlich Bemerkungen über neu auf-
gekommene, bisher noch nicht berührte Arten der arAitektonischen
Einordnung von Gemälden einzuflechten.
Das repräsentative Bild. Die Hauptmasse der Gemälde erfüllte in
der Renaissancezeit repräsentative Aufgaben. Die Altäre und
Fresken in den Kirchen entstanden zur Ehre Gottes und
der Heiligen; sie sollten die Hingabe des Stifters an das Heilige be-
kunden und dem Stifter die Gnade Gottes sichern. Auch die pro-
fane Tafel- und Freskomalerei diente in erster Linie
repräsentativen Zwecken. So war zum Beispiel die Folge der Tafel-
gemälde mit Allegorien der Tugenden von Antonio und Piero
Pollaiuolo (1469/70) im Sitzungssaal des Richterkollegiums der
Florentiner Tuchhändlerzunft in die Wandvertäfelung eingelassen,
Hm den Richtern Richtlinien für ihr Urteilen im Bilde vor Augen zu
stellen. Viele Fresken sollten bedeutende Persönlichkeiten des öffent-
lichen Lebens ehren und ihr Andenken im Bilde wach erhalten; so zum
Beispiel die Fresko-Reiterbildnisse der Florentiner Söldnerführer John
Hawkwood und Niccolö da Tolentino von Uccello beziehungsweise
Castagno im Dom zu Florenz (1436 beziehungsweise 1456). Gegen-
stücke dazu sind die Spott- und Schandbilder-^; sie dienten der An-
prangerung und gehören zu den allerbezeichnendsten Gemäldegattun-
gen der Renaissance; so wurden auf den Außenmauern des Floren-
tiner Justizpalastes, des Bargello, wiederholt Hodiverräter auf die
^7and gemalt, und zwar im Akt ihrer schimpflichen Hinrichtung, an
den Füßen aufgehängt; dies geschah zum Beispiel den Führern der
geschlagenen Albizzi-Partei nach ihrer Niederlage in der Schlacht
Bei Anghiari im Jahre 1440; die lebendigste künstlerische Darstellung

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