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tief-blauschwarzer Sammet geworden ist. Auf den Kopf aber
hat er einen zarten Kranz von hellblauen Vergifsmeinnicht
gesetzt. In Böcklins Atelier befanden sich noch verschiedene

Angefangene Bilder:

i. Eines darunter, ziemlich fertig (i Fufs hoch, 10"
breit), war „der liegende Faun, der der Amsel etwas
vorpfeift," den Böcklin später Dr. Ehrhardt schenkte.1

2. Mittagshitze. Dunkelblaugraue Luft, durch das
hellergelbe (orange) Kornfeld und das leuchtende hellerblaue
Gewand noch stumpfer erscheinend.
Links Ferne, von Grüngrau vorn
nach Blaugrau hinten sich abstufend.
Bäume dunkelgrün im graugrünen
Schatten, der auf dem Wasser wegen
des Luftreflexes blau ist, steht (grau-
rötlich) eine nackte Gestalt. Im Licht ein rosabeschienener
Rücken. (Etwa 7:12 Zoll.)

Landschaft mit einem lesenden schwarzen

Mönch. Sehr schön und
5äp*j£43 ernst gehalten. Hinten ein
nicht ferner Fels mit Bü-
schen. Links oben Luft.
Dünn untermalt, mit
etwas bräunlich durch
j, gehendem Grundton. (Et-
-J wa 24 : 1 5 Zoll.)

4. Campagna-Landschaft, als Staffage ein nacktes
Kind, Blumen pflückend. (12 : 18 Zoll etwa) Frühnach-
mittagsstimmung. Böcklin sagte:

3-

bei solcher Lichtanord

nung.

wo

W T

die Hauptschatten mitten, wird
man fast immer zu braunem
Grundton neigen.

5. Wassernymphe, Unter
einem Felsen eine Höhle, darin
nackte Kindergestalten lauschend

Die Nymphe, wenn ich nicht irre, in blafsviolettem Kleid,
pflückt eine weifse Lilie.

Das ganze Bild (die Höhle vielleicht
ausgenommen) ist in bleichen Farben ge-
halten, die Luft dunstig weifslich grau,
das Landschaftliche grünlichgrau. Teint:
eine Spur gelblich grau. Haar: blond mit
graugrünem Schilf, (circa 15:9 Zoll.)

6. Ein ähnliches Bild, Rücken-
ansicht hatte Böcklin auf einer Holztafel mit Temperafarben,
ähnlich wie pompejanische Bilder begonnen, aber nicht
weiter gemalt, (circa 12 : 7".)

a) weifse Luft —

b) Fels mittelgrüngrau —
Teint blafs gelblichweifs.

7. Ein anderes, vielleicht unter pompejani-
schemEinflufs entstandenes Bild, ist das nebenstehende: Der
Mann ist als Dunkelstes, das Mädchen als das Hellste im

Bilde gedacht. Es sitzt auf einem violettblauen Gewand und
hat einen goldenen Korb in der Hand.

Böcklin meinte, er hätte es
sehr praktisch gefunden, wenn
man etwas Dunkles zum Hellen
umändern will, es erst mit
diesem Gold oder vielmehr
Bronze zu überdecken, was alles
Nachdunkeln und Einsinken
der helleren Farben verhindert.
(Muschelgold.)

Dieses Bild ist in Tempera
begonnen und einiges schon
mit einem Oelfirnifs (wohl
Copal a i'huile?) überzogen
(z. B. die Mädchengestalt), (circa 1% : 2 Fufs grofs).

8. Porträt seiner Frau, in Tempera (Leimfarbe) mit
schwarzem Schleier und krappbraunviolettem

faltig knittrigem Sammetgewand; blauer Grund.
Stumpf und noch unfixiert.1

9. Porträt von Lenbach, wohl ebenso be-
gonnen und mit schmalen Pinselstrichen (wie mit
Strichlagen) in der Art des Rubens stark model-
liert, war schon glänzend überzogen und hatte eine merk-
würdige Leuchtkraft. (Vgl. Seite 40.)2

10. Endlich sah ich bei Böcklin noch eine Skizze für
Rudolf Lehman :EineNymphe,imBade, von zwei Faunen
belauscht (wie Susanne im Bade). Hinter dunklerer warm
bräunlicher Baumlandschaft sieht man eine ferne Stadt, hoch
auf einem Berge gelegen.

In Böcklins Zeichenmappe: Weibliches Por-
trät, mit Lithographiekreide auf weifses Papier gezeichnet,
vorher mit Kohle entworfen. (In der Art und der Einfach-
heit des Holbein.)

Mehrere Naturstudien; einige fast naturwissen-
schaftlich und mit Aquarell angetuscht; andere auf Tonpapier
leicht mit Bleistift auf Licht und Schatten hin gezeichnet und
auf lichte Stoffe weifse Kreide aufgesetzt. Stets aber höchst
sorgfältig gezeichnet. „

Böcklin meinte vom Petrarkabilde, dieses wäre nicht
ein Gegenstand, der durch starke Lokalfarben zum Ausdruck
kommen würde. Hier sei es mehr das Licht, das aus der
Ferne in den umschlossenen vorderen Teil falle, oder auch:
das Umschlossene des Vorgrunds und der Blick in die Ferne.

Die Disposition ist (wie ja auch notwendig) einfach. In
der Mitte eine dunkle Masse, links oben das Hauptlicht, das
rechts unten auffällt, nachdem es sich vorher von seiner
Hauptmasse aus (von der Luft aus) allmählich nach dem
Hauptschatten hin verbreitet hat. Rechts unten die hellen
Steine, das Papier und anderes wirken hell und dunkel, da-
gegen links oben dunkle Blätter und Aeste auf heller Luft.

Die beiden Ecken rechts oben und links unten müssen
unentschieden bald Gegenstände hell auf dunkel und dunkel
auf hell zeigen, die nichts Sprechendes haben; das Auge darf
von diesen Stellen nicht angezogen werden und nicht auf
ihnen weilen.

Gegenwärtig in der Sammlung Behrens in Hamburg.

1 Gegenwärtig im Basler Museum.

2 Gegenwärtig im Besitz von Prof. von Lenbach.

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