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J. F. WILLUMSEN, FRAGMENT EINES BILDRAHMENS

MODERNE KUNST
IN DAENEMARK

EINE KURZE UEBERSICHT VON N. V. DORPH

DIE Kunst unterliegt auch in den kleinen Verhältnissen
eines kleinen Landes dem „Gesetz der Veränderungen".
Ihr inneres Wesen und ihre äufsere Form wechselt mit der
Zeit, in der sie lebt. Die Zeit zwingt sie diese Entwickelung
mit zu machen.

Der sprunghafte Gang in der Entwickelung der künst-
lerischen Schöpfungen unserer Zeit, der Anschauungen ent-
stehen und ablösen läfst mit einer Plötzlichkeit, die kaum
Uebergänge kennt, mufs notwendiger Weise auch der Kunst
selbst, die produziert wird, sein charakteristisches Gepräge
geben. In der gleichmäfsigen Entwickelung einer früheren
Zeit, als jedes Jahrhundert seinen herrschenden Stil hatte,
sein gemeinsames künstlerisches Ideal, das Alles um sich
sammelte, Alte und Junge, in einer Zeit, die langsam neue
Gedanken reifen liefs, entstanden die Kunstschöpfungen mit
der ruhigen Selbstverständlichkeit, die das Bewufstsein des
allgemeinen Verständnisses und der Billigung unter Kollegen
und Publikum hervorbrachte. Die verschiedenen individuellen
und prinzipiellen Streitfragen wurden in Güte abgemacht
und brachen äufserst selten aus dem Rahmen, der einmal
von der öffentlichen Meinung festgesetzt und gutgeheifsen
war. Anders jetzt. Die hastig aufkommenden und beständig
wechselnden „Richtungen" mit all den Zwischenstufen, die
die augenblickliche Laune über die Welt fliegen läfst, zwingen
leicht den einzelnen Erzeugnissen ein Gepräge von Eilfertig-
keit, von nervösem Selbstgefühl auf, oft ein angestrengtes
Betonen einer oder der anderen künstlerischen Theorie, eine
anerkämpfte Originalität, die für den Augenblick die Arbeit
mit einer gewissen Sensation umgeben kann, in Wahrheit aber
kaum etwas mehr bedeutet für den tieferen Wert des Werkes.

Andererseits mufs man daran festhalten, dafs unsere Zeit
Künstlern mit starkem seelischen Rückgrat gerade die Er-
regung gegeben hat, die ihre Kräfte zur höchsten Blüte
brachte. Die heftige Konkurrenz, das stark strömende Geistes-
leben war diesen Glücklichen ein Sporn zu erhöhter Pro-
duktion. Sie haben aus dem reichen Stoff, den die Kunst
der grofsen Welt ihrer Phantasie gab, gerade das heraus-
genommen, was ihnen nützen konnte, und das andere liegen
lassen.

Dänemark, das ja wie das übrige Skandinavien im Seh-
kreis der grofsen Kulturcentren lag, hat nach und nach alle
die Bewegungen abgespiegelt, die sich draufsen in der Welt
regten. Doch darf man sagen, dafs die dänische Kunst —

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