MAX LIEBERMANN
DER TOTE PALAST
EIN ARCHITEKTENTRAUM
Ich wufste, wo ich hin wollte.
Ich stieg daher unverdrossen die schlecht behauene Felstreppe höher —
und war bald da.
Und ich stand vor dem markigen Palast, den ich mein ganzes Leben
hindurch haben wollte.
Aber so deutlich wie damals hab ich ihn nie gesehen.
Der Palast sitzt auf der Bergkuppe wie ein zackiger Stachelhelm.
Ich bin sehr erstaunt.
Aber — es ist so still.
Ich habe eine so furchtbare Einöde noch niemals empfunden.
Und die Rubinsäulen stechen mir ins Auge — und die weiten Säle
der Sonnenglut brennen so stark.
Das also ist der markige Palast, den ich mein ganzes Leben hindurch
haben wollte!
Es ist Alles so tot!
Und eine Stimme spricht zu mir:
„Die Kunst, die du erträumtest, ist immer tot. Die Paläste haben kein
Leben. Bäume leben — Thiere leben — aber Paläste leben nicht."
C 160 B
DER TOTE PALAST
EIN ARCHITEKTENTRAUM
Ich wufste, wo ich hin wollte.
Ich stieg daher unverdrossen die schlecht behauene Felstreppe höher —
und war bald da.
Und ich stand vor dem markigen Palast, den ich mein ganzes Leben
hindurch haben wollte.
Aber so deutlich wie damals hab ich ihn nie gesehen.
Der Palast sitzt auf der Bergkuppe wie ein zackiger Stachelhelm.
Ich bin sehr erstaunt.
Aber — es ist so still.
Ich habe eine so furchtbare Einöde noch niemals empfunden.
Und die Rubinsäulen stechen mir ins Auge — und die weiten Säle
der Sonnenglut brennen so stark.
Das also ist der markige Palast, den ich mein ganzes Leben hindurch
haben wollte!
Es ist Alles so tot!
Und eine Stimme spricht zu mir:
„Die Kunst, die du erträumtest, ist immer tot. Die Paläste haben kein
Leben. Bäume leben — Thiere leben — aber Paläste leben nicht."
C 160 B