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und Gewissenhaftigkeit, der unter den Künstlern in Paris zur
Tradition geworden ist.

Eugene Ramiro hat mit grofsem Spürtalent und aus-
dauerndem Fleifs die sämtlichen Arbeiten von Rops zusammen-
gestellt — keine leichte Aufgabe — in zwei Katalogen
(Brüssel 1894. z- Aufl., Deman, und das Supplement 1895
bei Fleury, Paris). Sie umfassen an die 800 Nummern von
nicht immer gleichem Wert, aufser den zahlreichen vernis-
mou und pointe-seche-Blättern auch Tuscharbeiten und sogar
einige Aquarelle und Oelgemälde, nebst zahlreichen Litho-
graphien, die noch unter dem fühlbaren Einflufs Gavarni's
und Daumier's in Brüssel entstanden namentlich für die
„Galerie d'Uylenspiegel", bevor Rops zu reifer und bewufster
Selbständigkeit durchgedrungen war.

Im Sinne des zeitgenössischen Empfindens gehörte Rops
als notwendige Ergänzung zu den französischen Romanciers

und analytischen Künstler-Kritikern der eben verflossenen
Litteraturperiode. Selbst wo er das Mittelalter mit seinem
ganzen pantheistisch-kabbalistischen Spuk heraufbeschwört,
thut er es als moderner Mensch, ganz im Sinne der Huys-
mans, Mallarme, Goncourt, Baudelaire, Maupassant. Unter
den graphischen Künstlern ist er ein Glied in der Kette, die
von Gavarni hinüber zu Degas und Raffaelli weifst. Ganz
im Hintergrunde taucht aus mystischem Halbdunkel die
dämonische Gestalt Francisco Goya's auf. Vergleiche und
Beziehungen drängen sich gleichzeitig mit ihm herbei, um
bei der progressiven Fortentwicklung der graphischen Künste
die Abweichungen und Unterschiede klar zu legen. Aber an
dieser Stelle würde eine solche „Differential-Diagnose" zu
weit führen.

Vielleicht findet sich Gelegenheit, sie ein anderes mal
zu stellen.

"Wilhelm Schölermann

DEGAS, LES DEUX BLANCH1SSEUSES

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