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LUDWIG VON HOFMANN, OPFERFEST

ASPHODELOSWIESE

Es ist gegen Mittag. Ich seh' zum Fenster hinaus auf den alten ver-
schachtelten Hof hinunter, der voller Geräte und Gerumpel ist, denn Parterre
wohnt ein Möbeltrödler.

Ein müder Sonnenschein liegt in dem Raum und über den Gegenständen.
Alles träumt so in einem müden halbwachen Leben. Und dies Leben hat
eine Stimme. Es ist diese leise verträumte Tonfolge über mir; es sind diese
leisen blassen Zithertöne. Aus irgend einem Zimmer der oberen Stockwerke.

Nur ein paar Töne. Müde, schläfrig, so sonderbar seelenlos. So geister-
stimmenhaft.

Etwa sechs Töne. Aber zwei davon sind immer wie Sonne; immer
wieder wollen sie aufblinken wie goldiges Smaragdgrün. Es erinnert an Buchen-
laub, in dem die Sonne spielt. Wie ein blasser, ferner Traum von Freude
und Leben. Gespenstisch und doch anheimelnd. — Bannt so. — Und immer
immer die Töne, der erreichbare Höhepunkt dieser sonderbaren Tonfolge. Und
immer die Töne in der Stille des Mittags! —

(I 213 b
 
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