Der Hirte scheint mir oft wie jene fremden Fischer, die ich im fernen Wickinglande sah, dort an den
ahnungreichen, stummen Küsten.
Sie liegen Tag und Wochen in den Booten draufsen, allein im Meerkreis bei den Fischen, wie
längst Gestorbene.
Die Boote liegen wie die Särge dunkel und senken Garne in die stillen Gründe, doch mehr als
arme Fische ziehen die zähen Garne aus der fremden Tiefe.
Seltsam ist dort das Gesicht der Erde, durch schwere Inseln geht das Meer in Gassen,
Es hocken in den geisterhaften Klippen auf Holz und wenig Pfählen Hütten, blutrotbemalt,
An ihren kleinen Fenstern glänzt viel bitteres Salz; sie sagen dafs im Spätjahr und im Frühling
des Sturmes wilde Männer zu den Hütten steigen
Und Nächte durch an jenen Scheiben weinen, doch drinnen wohnen treue stumme Fischerleute,
Die grofse sanfte Königsherren sind im Reiche einer unbeirrten Stille.
Im kalten Vorfrühling kam ich in jenes Land und wie ein starker Wal brach unser Schiff das Eis.
Die Nebelhörner stöhnten Tag und Nacht, und aus dem ungeheuren Nebelstall heulten des Meeres
blinde Kühe uns entgegen.
Am Abend fielen alle Nebel schnell, vom Meer unheimlich rasch verschluckt und brandrot standen
grofse Klippen frei.
Stark aufgerichtet prunkte der Granit, daran in roten Strömen Eisen klebte, wie frischgestürztes Blut.
Es war noch in der Nacht auf jener Klippe, wo grofs, wie ich es niemals sah zuvor, die Sterne
wuchsen und lebendig standen.
Ich hörte auch, dem vollen Nachtmeer nah, zum erstenmal den Meergrund mächtig reden.
Er sprach von einem allgewaltigen Land: es war vor dem Beginne einer Schlacht, wenn zum
Gebet die schweren Heere und Menschenmassen niederknieen,
Inbrünstig rufen starke erzne Orgeln und mit den vollen Glocken tönen Dome . . .
Ich stand im Schatten eines grofsen Eisenturmes auf dessen Spitze hell ein Wachthaus glänzte,
Der grofse Turm, er zitterte, so mächtig sprach das Meer.
Ich ging dann langsam durch die Insel, und mit mir gingen alle schweren Sterne,
Und hingen tief und dicht bei mir, so dafs ich meinte manchesmal, ich würde mich verirren in
den Sternen.
Gern steige ich zum Schacht der tieferlebten Dinge, denn seltsam festlich ist es bei den Toten,
Sie legen um uns sanft die Binde des hohen feierlichen Schauens und nehmen dafür unser
waches Leben.
Vom andern Morgen will ich noch erzählen, wie ich die Inselhöfe erst und dann die grofse
Küste fremd betrat.
Am Morgen schieden von uns alle Möven, die einen Tag und eine Nacht Geleit gegeben,
Das Schiff zog in die geisterhaften Gassen. Granitne Wände stiegen herrschend hoch, nur wenig
Meer und wenig Himmel blieb.
C 216 D
ahnungreichen, stummen Küsten.
Sie liegen Tag und Wochen in den Booten draufsen, allein im Meerkreis bei den Fischen, wie
längst Gestorbene.
Die Boote liegen wie die Särge dunkel und senken Garne in die stillen Gründe, doch mehr als
arme Fische ziehen die zähen Garne aus der fremden Tiefe.
Seltsam ist dort das Gesicht der Erde, durch schwere Inseln geht das Meer in Gassen,
Es hocken in den geisterhaften Klippen auf Holz und wenig Pfählen Hütten, blutrotbemalt,
An ihren kleinen Fenstern glänzt viel bitteres Salz; sie sagen dafs im Spätjahr und im Frühling
des Sturmes wilde Männer zu den Hütten steigen
Und Nächte durch an jenen Scheiben weinen, doch drinnen wohnen treue stumme Fischerleute,
Die grofse sanfte Königsherren sind im Reiche einer unbeirrten Stille.
Im kalten Vorfrühling kam ich in jenes Land und wie ein starker Wal brach unser Schiff das Eis.
Die Nebelhörner stöhnten Tag und Nacht, und aus dem ungeheuren Nebelstall heulten des Meeres
blinde Kühe uns entgegen.
Am Abend fielen alle Nebel schnell, vom Meer unheimlich rasch verschluckt und brandrot standen
grofse Klippen frei.
Stark aufgerichtet prunkte der Granit, daran in roten Strömen Eisen klebte, wie frischgestürztes Blut.
Es war noch in der Nacht auf jener Klippe, wo grofs, wie ich es niemals sah zuvor, die Sterne
wuchsen und lebendig standen.
Ich hörte auch, dem vollen Nachtmeer nah, zum erstenmal den Meergrund mächtig reden.
Er sprach von einem allgewaltigen Land: es war vor dem Beginne einer Schlacht, wenn zum
Gebet die schweren Heere und Menschenmassen niederknieen,
Inbrünstig rufen starke erzne Orgeln und mit den vollen Glocken tönen Dome . . .
Ich stand im Schatten eines grofsen Eisenturmes auf dessen Spitze hell ein Wachthaus glänzte,
Der grofse Turm, er zitterte, so mächtig sprach das Meer.
Ich ging dann langsam durch die Insel, und mit mir gingen alle schweren Sterne,
Und hingen tief und dicht bei mir, so dafs ich meinte manchesmal, ich würde mich verirren in
den Sternen.
Gern steige ich zum Schacht der tieferlebten Dinge, denn seltsam festlich ist es bei den Toten,
Sie legen um uns sanft die Binde des hohen feierlichen Schauens und nehmen dafür unser
waches Leben.
Vom andern Morgen will ich noch erzählen, wie ich die Inselhöfe erst und dann die grofse
Küste fremd betrat.
Am Morgen schieden von uns alle Möven, die einen Tag und eine Nacht Geleit gegeben,
Das Schiff zog in die geisterhaften Gassen. Granitne Wände stiegen herrschend hoch, nur wenig
Meer und wenig Himmel blieb.
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