''Sfff^W
Vf .-
>-KJ
f.?*?»
ZU freier Entwicklung kommt der Bilder-
rahmen erst während der Renaissance in
Italien dadurch, dafs die Malerei sich von den
kirchlichen Banden mehr und mehr frei macht,
neben den religiösen Vorwürfen immer neue
Gebiete des Lebens und der Fabel in ihren Dar-
stellungskreis zieht und nicht nur die Kirchen,
sondern auch die Paläste, die öffentlichen wie die
privaten, mit ihren Tafelmalereien ausstattet.
Die italienische Kunst dieser Zeit, freilich nicht
ohne wesentlichen Anteil des mit der Hoch-
renaissance parallelaufenden und sich vermischen-
den Frühbarocks von Michelangelo, hat es ver-
standen, den Rahmen in so zweckentsprechender
und zugleich in so mannigfacher Weise nach Form
und Farbe zu gestalten, dafs sie das Vorbild für
alle folgenden Zeiten geworden ist. Zu keiner Zeit
ist auf die Ausstattung der Bilder so viel Kunst
verwendet worden, haben die Künstler dieselbe
mit so viel Sorgfalt und Liebe überwacht als
während der Renaissance in Italien.
Für die Frührenaissance und zum Teil auch
für den Anfang der Hochrenaissance bleibt der
*fr—■— _5^.
jSPSBffPWt^jfc^'^C-
■ »Si:*.5;5Sv;^.CÄäs^SÄ
FLORENTINISCHER RAHMEN UM 1500
architektonische Rahmen noch der vorherrschende und daher
im wesentlichen auch der bestimmende, da in dieser Zeit
noch immer die grofse Mehrzahl der Tafelbilder für die
Kirchen gemalt wird. Der Altarrahmen wie der Tabernakel-
rahmen wird in Florenz seit dem zweiten Viertel des Quattro-
cento, in Oberitalien, besonders in Venedig, seit dem letzten
Viertel des Jahrhunderts in sehr mannigfacher, ebenso feiner
wie glänzender Weise ausgebildet, dank der hohen Ent-
wicklung der Bildschnitzerei und der Mitwirkung der Maler
selbst. Wenn wir eines jener prachtvollen Tabernakel mit
seinem alten Bilde in einer Galerie zwischen andern Gemälden
sehen, so macht es uns leicht einen überreichen Eindruck;
der Rahmen erscheint zu bedeutend für das Bild, das er ein-
rahmt. An Ort und Stelle war die Wirkung aber eine andere,
richtige, da das Gehäuse von Altar wie Tabernakel in der
Kirche nicht nur eine einfache Einrahmung sein sollte,
sondern mit dem Bilde zusammen ein bedeutsames Kirchen-
möbel darstellte. Dies bestimmte den Aufbau und die Profi-
lierung, die sich im wesentlichen von den Altar- und Taber-
nakeleinrahmungen in Stein nicht unterscheiden, und nur in
der Behandlung durch die Art der Schnitzarbeit wie durch
die Bemalung und Vergoldung dem Material gerecht werden.
Dies gilt sowohl für Florenz und Siena, das in dem Bildhauer
Barile den berühmtesten Rahmenschnitzer der Renaissance
besafs, wie für Venedig, wo die Altarrahmen weniger monu-
mental und besonders zierlich in der Dekoration gehalten
wurden, aber doch einen ganz ähnlichen Charakter haben.
Diese Art der Rahmen gehört daher in das Kapitel der
Architektur und Dekoration. Es genügt, ein paar besonders
feine Arbeiten vom Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, die
C 247 3
Vf .-
>-KJ
f.?*?»
ZU freier Entwicklung kommt der Bilder-
rahmen erst während der Renaissance in
Italien dadurch, dafs die Malerei sich von den
kirchlichen Banden mehr und mehr frei macht,
neben den religiösen Vorwürfen immer neue
Gebiete des Lebens und der Fabel in ihren Dar-
stellungskreis zieht und nicht nur die Kirchen,
sondern auch die Paläste, die öffentlichen wie die
privaten, mit ihren Tafelmalereien ausstattet.
Die italienische Kunst dieser Zeit, freilich nicht
ohne wesentlichen Anteil des mit der Hoch-
renaissance parallelaufenden und sich vermischen-
den Frühbarocks von Michelangelo, hat es ver-
standen, den Rahmen in so zweckentsprechender
und zugleich in so mannigfacher Weise nach Form
und Farbe zu gestalten, dafs sie das Vorbild für
alle folgenden Zeiten geworden ist. Zu keiner Zeit
ist auf die Ausstattung der Bilder so viel Kunst
verwendet worden, haben die Künstler dieselbe
mit so viel Sorgfalt und Liebe überwacht als
während der Renaissance in Italien.
Für die Frührenaissance und zum Teil auch
für den Anfang der Hochrenaissance bleibt der
*fr—■— _5^.
jSPSBffPWt^jfc^'^C-
■ »Si:*.5;5Sv;^.CÄäs^SÄ
FLORENTINISCHER RAHMEN UM 1500
architektonische Rahmen noch der vorherrschende und daher
im wesentlichen auch der bestimmende, da in dieser Zeit
noch immer die grofse Mehrzahl der Tafelbilder für die
Kirchen gemalt wird. Der Altarrahmen wie der Tabernakel-
rahmen wird in Florenz seit dem zweiten Viertel des Quattro-
cento, in Oberitalien, besonders in Venedig, seit dem letzten
Viertel des Jahrhunderts in sehr mannigfacher, ebenso feiner
wie glänzender Weise ausgebildet, dank der hohen Ent-
wicklung der Bildschnitzerei und der Mitwirkung der Maler
selbst. Wenn wir eines jener prachtvollen Tabernakel mit
seinem alten Bilde in einer Galerie zwischen andern Gemälden
sehen, so macht es uns leicht einen überreichen Eindruck;
der Rahmen erscheint zu bedeutend für das Bild, das er ein-
rahmt. An Ort und Stelle war die Wirkung aber eine andere,
richtige, da das Gehäuse von Altar wie Tabernakel in der
Kirche nicht nur eine einfache Einrahmung sein sollte,
sondern mit dem Bilde zusammen ein bedeutsames Kirchen-
möbel darstellte. Dies bestimmte den Aufbau und die Profi-
lierung, die sich im wesentlichen von den Altar- und Taber-
nakeleinrahmungen in Stein nicht unterscheiden, und nur in
der Behandlung durch die Art der Schnitzarbeit wie durch
die Bemalung und Vergoldung dem Material gerecht werden.
Dies gilt sowohl für Florenz und Siena, das in dem Bildhauer
Barile den berühmtesten Rahmenschnitzer der Renaissance
besafs, wie für Venedig, wo die Altarrahmen weniger monu-
mental und besonders zierlich in der Dekoration gehalten
wurden, aber doch einen ganz ähnlichen Charakter haben.
Diese Art der Rahmen gehört daher in das Kapitel der
Architektur und Dekoration. Es genügt, ein paar besonders
feine Arbeiten vom Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, die
C 247 3