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FRAN2ÖS. RAHMEN
IN Frankreich hatte erst mit der Entwicklung einer bedeutenderen
nationalen Malerei, also erst im zweiten Viertel des siebenzehnten
Jahrhunderts auch der Bilderrahmen eine eigenartige Entwicklung
nehmen können. Dieser wurde noch gefördert und nicht unwesentlich
in ihrem Charakter bestimmt durch den Eifer im Zusammenbringen von
Gemäldegalerien, wozu Ludwig XIV. gleichfalls den Ton angab. Die
Rahmen wurden recht eigentlich Galerierahmen und blieben dies bis
zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Sie erhielten daher in der Form
eine gewisse ruhig und vornehm wirkende Gleichmäfsigkeit, wie sie
der mit Recht nach dem König genannten Kunst Ludwigs XIV. über-
haupt eigen ist, die aber vor Einförmigkeit durch Zierlichkeit und
vollendete Arbeit des bescheidenen Dekors bewahrt wurde. Durch die
engern Beziehungen der französischen zur italienischen Malerei, ins-
besondere zur akademischen Richtung wurde der Bologneser Rahmen
AUS D. ZEIT LOUIS XVI.
des siebenzehnten Jahrhunderts der Ausgang des französi-
schen Barockrahmens. Aber er entwickelte sich bald selb-
ständig und zu künstlerisch vollendeter Form. Die breite
mittlere Leiste im italienischen Rahmen wird von der
Aufsenleiste, die eine breite flach ausschweifende Form er-
hält, stark zurückgedrängt und ist kaum breiter, wie die
nach innen abfallende Leiste. Diese Aussenleiste, die mit dem
einfachen, für die Zeit Ludwigs XIV. charakteristischen stili-
sierten Blumenornament (aus der Palmette abgeleitet) dekoriert
und ziemlich flach geschnitzt
ist, und die in den Ecken und
gewöhnlich auch in der Mitte
durch ein kräftiges Ornament
besonders betont ist, bestimmt
jetzt den ganzen Rahmen.
Gegen Ende dieser Epoche und
während der Regeance wird
dieser Dekor noch leichter und
nicht selten mit sehr feinen,
naturalistischen Blumen in der
Mitte der Leiste durchsetzt.
Gleichzeitig bildet sich eine
andere Art von Rahmen aus,
die, gerade im Gegensatze zu
den eben genannten, die Ecken
in der Mitte der Leiste kräftig
entwickelt, in muschelfürmi-
ger, fein geschwungener Form
und meist mit stilisiertem Blatt-
werk dekoriert und dieses über
die andern Leisten bis an den
Rand des Bildes hinwegzieht.
Da um diese Zeit auch in Eng-
land das Sammeln alter Ge-
mälde, namentlich der hol-
ländischen Schule (direkt in Holland und ebenso zahlreich
in den Pariser Versteigerungen) mehr und mehr in Auf-
nahme kam, so wurden auch diese Rahmen in England
Mode, bis sie durch den eigentümlichen Louis XVI. Stil
in England, den Chippendale-Stil, verdrängt wurden. Wo
wir jetzt in England oder Frankreich ein feineres Bild des
17. oder aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts mit altem
Rahmen finden, trägt es fast immer einen Rahmen dieser Art.
Auch der Rokokorahmen schliefst sich daher als Bilder-
rahmen dieser Form noch lange
an, besonders in Frankreich.
Erst allmählich verschwindet
die kräftige Betonung der Mitte
der Leiste, bis sie vielfach ganz
fortfällt, (ausgenommen an der
oberen Leiste). Die Ecken be-
halten die kräftige Muschel-
form mit vereinzelten natura-
listischem Blumen- und Ro-
koko-Schnörkelwerk, das in
verschiedenster, aber meist be-
scheidener Weise auch an den
Leisten angebracht ist, die jetzt
in der Regel als mehr oder
weniger kräftige Halbstäbe ge-
bildet sind, die eine flache oder
tiefe Hohlleiste einrahmen.
Infolge der Vorliebe für
jenen am Anfange des Jahrhun-
derts ausgebildeten Rahmen ist
das Rokoko im Bilderrahmen
in Frankreich wie in England
weniger entwickelt worden als
in Deutschland, wo nicht
nur die grofsartige und viel-
C 254 3
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FRAN2ÖS. RAHMEN
IN Frankreich hatte erst mit der Entwicklung einer bedeutenderen
nationalen Malerei, also erst im zweiten Viertel des siebenzehnten
Jahrhunderts auch der Bilderrahmen eine eigenartige Entwicklung
nehmen können. Dieser wurde noch gefördert und nicht unwesentlich
in ihrem Charakter bestimmt durch den Eifer im Zusammenbringen von
Gemäldegalerien, wozu Ludwig XIV. gleichfalls den Ton angab. Die
Rahmen wurden recht eigentlich Galerierahmen und blieben dies bis
zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Sie erhielten daher in der Form
eine gewisse ruhig und vornehm wirkende Gleichmäfsigkeit, wie sie
der mit Recht nach dem König genannten Kunst Ludwigs XIV. über-
haupt eigen ist, die aber vor Einförmigkeit durch Zierlichkeit und
vollendete Arbeit des bescheidenen Dekors bewahrt wurde. Durch die
engern Beziehungen der französischen zur italienischen Malerei, ins-
besondere zur akademischen Richtung wurde der Bologneser Rahmen
AUS D. ZEIT LOUIS XVI.
des siebenzehnten Jahrhunderts der Ausgang des französi-
schen Barockrahmens. Aber er entwickelte sich bald selb-
ständig und zu künstlerisch vollendeter Form. Die breite
mittlere Leiste im italienischen Rahmen wird von der
Aufsenleiste, die eine breite flach ausschweifende Form er-
hält, stark zurückgedrängt und ist kaum breiter, wie die
nach innen abfallende Leiste. Diese Aussenleiste, die mit dem
einfachen, für die Zeit Ludwigs XIV. charakteristischen stili-
sierten Blumenornament (aus der Palmette abgeleitet) dekoriert
und ziemlich flach geschnitzt
ist, und die in den Ecken und
gewöhnlich auch in der Mitte
durch ein kräftiges Ornament
besonders betont ist, bestimmt
jetzt den ganzen Rahmen.
Gegen Ende dieser Epoche und
während der Regeance wird
dieser Dekor noch leichter und
nicht selten mit sehr feinen,
naturalistischen Blumen in der
Mitte der Leiste durchsetzt.
Gleichzeitig bildet sich eine
andere Art von Rahmen aus,
die, gerade im Gegensatze zu
den eben genannten, die Ecken
in der Mitte der Leiste kräftig
entwickelt, in muschelfürmi-
ger, fein geschwungener Form
und meist mit stilisiertem Blatt-
werk dekoriert und dieses über
die andern Leisten bis an den
Rand des Bildes hinwegzieht.
Da um diese Zeit auch in Eng-
land das Sammeln alter Ge-
mälde, namentlich der hol-
ländischen Schule (direkt in Holland und ebenso zahlreich
in den Pariser Versteigerungen) mehr und mehr in Auf-
nahme kam, so wurden auch diese Rahmen in England
Mode, bis sie durch den eigentümlichen Louis XVI. Stil
in England, den Chippendale-Stil, verdrängt wurden. Wo
wir jetzt in England oder Frankreich ein feineres Bild des
17. oder aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts mit altem
Rahmen finden, trägt es fast immer einen Rahmen dieser Art.
Auch der Rokokorahmen schliefst sich daher als Bilder-
rahmen dieser Form noch lange
an, besonders in Frankreich.
Erst allmählich verschwindet
die kräftige Betonung der Mitte
der Leiste, bis sie vielfach ganz
fortfällt, (ausgenommen an der
oberen Leiste). Die Ecken be-
halten die kräftige Muschel-
form mit vereinzelten natura-
listischem Blumen- und Ro-
koko-Schnörkelwerk, das in
verschiedenster, aber meist be-
scheidener Weise auch an den
Leisten angebracht ist, die jetzt
in der Regel als mehr oder
weniger kräftige Halbstäbe ge-
bildet sind, die eine flache oder
tiefe Hohlleiste einrahmen.
Infolge der Vorliebe für
jenen am Anfange des Jahrhun-
derts ausgebildeten Rahmen ist
das Rokoko im Bilderrahmen
in Frankreich wie in England
weniger entwickelt worden als
in Deutschland, wo nicht
nur die grofsartige und viel-
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