Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Panofsky, Erwin; Michelangelo; Michelangelo [Hrsg.]
Handzeichnungen Michelangelos — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 34: Leipzig: Verlag von E. A. Seemann, 1922

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50964#0031
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
des Signorenpalastes) war im August 1504 erteilt worden, die Ausführung gedieh
wegen Michelangelos Abberufung nach Rom nicht über den Karton hinaus, der seit
dem 16. Jahrhundert verloren ist. Unsere Zeichnung bezieht sich auf Reiterdarstel-
lungen, die Michelangelo laut Vasaris Bericht im Hintergründe angebracht hatte. Wir
glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir das Bewegungsmotiv des von hinten gesehenen
Jünglings auf den Eindruck des Myrönisch en Diskoboi os zurückführen, der
um 1500 bereits bekannt war. Für diese Vermutung spricht auch die Tatsache, daß
das (natürlich in bezeichnender Weise veränderte) Motiv rein gegenständlich schwer
erklärbar ist: die Ansicht, daß der Jüngling mit der linken Hand die Steigbügel
halte oder gar den Bauchgurt des Pferdes anziehe, widerlegt sich von selbst.
4. Rückenakt. Federzeichnung über schwarzer Kreide (an einigen Stellen
später überarbeitet), 26,3 X 17,3; Th. 403, Fr. 202, Ber. T5S9- Rückseite des
vorigen Blattes, dessen bisher nur „skizzierte Rückfigur nunmehr als „Studio
durchgefübrt ist, wobei das Bewegungsmotiv sich im Sinn einer Entfernung von der
Antike und einer Annäherung an die Natur modifiziert.
5. Medaillon mit einer Darstellung der „Ehernen Schlange“.
Darunter ein stehender männlicher Akt. Rötel, 25,8X20,6, Florenz, Uffizien;
Th. 230, Fr. 65, Ber.—. Etwa 1508—1510. Es ist zweifelhaft, ob sich die
Zeichnung auf das Juliusgrab bezieht, in welchem Falle das Medaillon als eine der
wirklich skulptierten „storie di mezzo rilievo fatte di bronzo zu deuten wäre, die
man sich aber wohl eher in viereckiger Rahmung vorstellen wird, -— oder auf die
Sixtinische Decke, in welchem Fall die Szene der „Ehernen Schlange , die schließ-
lich in einem der Eckzwickel dargestellt wurde, ursprünglich für einen der schein-
bar skulptierten Schilde bestimmt war, die von den Ignudi gehalten werden. Auf-
schlußreich ist der Vergleich mit einer Skizze für die Judithszene (Haarlem, Mar-
cuard HI), bei der es sich von vornherein um einen eigentlichen Gemäldeentwurf
handelte, und die keinerlei Andeutung der Bildgrenze enthält, obgleich die unge-
wöhnliche Form des Malfeldes gerade hier ein „Komponieren in den Rahmen“
hätte nahelegen können. — Der männliche Akt unserer Zeichnung kann ebensowohl
auf den gekreuzigten Haman der Decke, als auf einen der Sklaven des Juliusdenk-
mals bezogen werden.
6. Kopf eines Jünglings (oder eines Mädchens?). Rötel, 17X11,5.
Windsor, Royal Library; Th. 533, Fr. —, Ber. 1608. Etwa 1510/n. Das Blatt
steht vermutlich mit den Lünetten bildern der Sixtinadecke in Zusammenhang, wo-
bei nicht nur an die Frau der Jacob-Joseph-Lünette, sondern (wegen des Be-
wegungsmotivs und der eigenartigen Kopfbedeckung) auch auf den Mann der Abiud-
Eliakim-Lünette hinzuweisen ist. Die u. W. nur von Thode vertretene Datierung
in die dreißiger Jahre kommt nicht in Betracht.
7. Studie für den Christus in S. M. sopra Mi n erva. Feder über Rötel,
24,1X21,3, London, Slg. Heseltine; Th. 372, Fr. 36, Ber. 1543. Entstanden
zwischen 15 14 und 15 18.
8. Entwurf für das Grabmal eines Medi ceerberzogs. Schwarze
Kreide, 28,8, X 20,7, London, Brit. Mus.; Th. 319, Fr. 55, ®er- J497- Entstanden
etwa 1524. Nachdem man ursprünglich an ein freistehendes Grabmonument mit

9
 
Annotationen