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Panormita, Antonius; Caracciolo, Tristano; Porzio, Camillo; Hefele, Herman
Alfonso I., Ferrante I. von Neapel — Das Zeitalter der Renaissance, 1. Serie ; 4: Jena: Eugen Diederichs, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.56469#0312
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reich von Italien trennt. Das Land bringt einen gesunden, kräf-
tigen Menschenschlag hervor, sein Boden aber ist so rauh, daß
nichts an guten Früchten darauf gedeihen kann. Die eisige
Kälte, die dort herrscht, hat Land und Leute hart und wetter-
fest gemacht. Ihre Dörfer und Städte liegen in Tälern oder an
steilen Bergabhängen und sind ohne jede Befestigung, nur ge-
schützt durch die rauhe Natur und die tapfere Tüchtigkeit ihrer
Bewohner. Die Schweizer lieben die Freiheit und Ungebundenheit,
sie fliehen die Zivilisation und hassen fremder Leute Herrschaft;
darum haben sie auch in einer einzigen Schlacht ihren ganzen
Adel erschlagen. Ihre rauhe, fast tierähnliche Lebensweise hat
sie vor der Verzärtelung und Verweichlichung der kultivierten
Welt bewahrt und ihnen ihre Unerschrockenheit und Wider-
standsfähigkeit im Kriege verliehen, in welchem sie ohne Furcht
vorWunden und in größter Todesverachtung kämpfen. Früher
waren sie Untertanen des Erzherzogs von Österreich, jetzt ge-
horchen sie ihm nicht mehr und bekämpfen ihn sogar. Ihr gan-
zes Land teilen sie in 13 Gebiete, die sie Kantone nennen. Un-
ter ihnen scheint der Kanton Zürich, der die meisten Einwohner
und Gebäude zählt, die erste Stelle einzunehmen. Im Kampfe
führen sie Pike, Hellebarde und ein langes, zweihändiges Schwert.
Allen ihren Nachbarn sind sie zum Schrecken, denn rasch beim
Angriff, sind sie ebenso unbesieglich, wenn sie sich verteidigen.
Am meisten Furcht vor ihnen hatten die Herzöge von Mai-
land, ihre wehrlosesten und im Kampfe schwächsten Nachbarn.
Nun standen diese ihnen zwar an Kriegskräften nach, übertrafen
sie aber an Schlauheit, und so war es ihnen in früheren Jahren
durch Gewandtheit und Klugheit gelungen, den Schweizern
einige Burgen an den Grenzen wegzunehmen, weshalb es dann
zwischen ihnen zum Kampfe kam. In Wirklichkeit freilich gli-
chen die Angriffe der Schweizer gegen die Herzöge von Mailand
eine Zeitlang mehr Raubzügen als einem Kriege. Die Bevöl-
kerung der schweizerischen Republik, die erst vor kurzem das
österreichische Joch abgeschüttelt hatte und stets unter dem
harten Druck der schlechten Bodenverhältnisse ihres Landes
stand, richtete früher ohne jeden Gedanken an Eroberung und
Bereicherung ihr ganzes Augenmerk auf die Erhaltung ihres

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