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klaren ikonographischen Ergebnis. Das Wand-
gemälde kann nur die Tötung der Niobiden
dargestellt haben. Gegen die Deutung als Ama-
zonomachie, woran man bei der einen Figur
(Taf. 12) zunächst denken könnte, spricht das
Vorkommen vollgewandeter Frauenfiguren und
die Verwundungen durch Pfeile. Pfeil und Bo-
gen wären aber als Waffen der — überdies
in keinem Rest nachweisbaren — Griechen
ungewöhnlich. Aus den Proportionen der Figu-
ren ergibt sich, daß das Gemälde beträchtliche
Ausmaße gehabt hat und den großen Teil einer
Wand eingenommen haben muß.
Die äußeren Anhaltspunkte für die Datierung

der Malereien sind sehr dürftig. Das einmal
umgebaute Gebäude ist nach Aussage von
Münzfunden etwa in der Zeit des Gallienus zer-
stört worden50. Stil und Komposition der orna-
mentalen Dekoration empfehlen aber ein we-
sentlich höheres Datum; die Malereien werden
daher mit der Erbauung des Gebäudes gleich-
zeitig sein. Unter einem Estrich der ersten Bau-
periode fand sich das Fragment einer blauen
Rippenglasschale später Form51. Da an dieser
Stelle auch sonst keine über das 2. Jahrhundert
hinaufgehenden Reste festgestellt werden konn-
ten, wird das frühe 2. Jahrhundert n. Chr. als
terminus post quem zu gelten haben.

Fund von Gewölbemalereien beim Pfaffenkeller Nr. 2 (1951)

Im Herbst 1951 wurde auf dem Grundstück
Pfaffenkeller 252 ein größerer Komplex von
Gewölbepartien gefunden. Die Malereien wur-
den in stark beschädigtem Zustand geborgen,
da man in einer späteren Dekorationsphase des
Raumes die Oberfläche durchweg mit Hammer-
schlägen gespitzt hatte, um einer weiteren
Putzschicht ausreichenden Halt zu geben. Diese
war weiß und zeigte nur noch geringe Reste
von primitiver roter Bemalung. L. Ohlenroth
und sein Mitarbeiter cand. phil. G. Ulbert ent-
fernten vorsichtig diese Putzschicht. Diese
Trennung ließ sich in den meisten Fällen ohne
Schwierigkeiten durchführen. Trotzdem lösten
sich, besonders an Stellen mit mehrschichtigem
Farbauftrag gelegentlich Teile der Aufmalung.
Besonders empfindlich war Blau, von dem sich
nur geringe Reste auf der blaugrauen Unter-
malung erhalten haben. Anschließend wurde
der gesamte Bestand stark angefeuchtet, um
den Fragmenten auf diese Weise ihre ur-
sprüngliche Leuchtkraft wiederzugeben. In die-
sem Zustand wurden alle Bruchstücke ge-
paust und die Lichtpausen davon anschließend
koloriert. Leider konnte diese Arbeit und mit
ihr die Zusammensetzungsversuche nicht zum
Abschluß gebracht werden, da die ursprünglich
im Maximilian-Museum ausgelegten Malereien
mehrfach umgeräumt worden sind. Im Zuge
der genannten Maßnahmen erlitten die Ma-
lereien verschiedentlich Beschädigungen. Diese
wurden nach der Übernahme der Arbeiten
durch den Verfasser in der Konservierungs-
anstalt des Bayerischen Landesamts für Denk-
malpflege in München von Oberwerkmeister

H. Hirschhuber beseitigt. Hierbei wurde auch
eine Reihe von alten Zusammensetzungen neu
gekittet und durch weitere Anpassungen er-
gänzt. Von letzteren abgesehen gibt die fol-
gende Darstellung die Ergebnisse der von Oh-
lenroth und Ulbert geleisteten Arbeit wieder.
L. Ohlenroth stellte dem Herausgeber für seine
Arbeit die genannten kolorierten Pausen in
dankenswerter Weise zur Verfügung und
steuerte in einer persönlichen Unterredung die
im Folgenden benutzten Angaben über die
Fundumstände bei. Eine erneute genaue Durch-
vergleichung aller Anpassungsmöglichkeiten
war aus Raum- und Zeitgründen leider nicht
möglich. Die Überprüfung der Fundmasse hat
jedoch ergeben, daß der Erhaltungszustand
trotz einzelner zusammenhängend gefundener
Partien zu lückenhaft ist, um eine Zusammen-
setzung größerer Flächen zu gestatten. Viel-
fache Belehrung in bautechnischen Fragen ver-
dankt der Verfasser Herrn Konservator Dr. W.
Meyer, der den Entwurf der perspektivischen
Rekonstruktion der Gewölbepartien beisteuerte
(Taf. 13).
Zahlreiche Eck- und Kantenstücke bieten An-
haltspunkte für die ursprüngliche Lage der ein-
zelnen Partien. Das Verhältnis von oben und
unten läßt sich im allgemeinen durch die Rich-
tung der Hammerschläge feststellen. Größere
Partien zeigen jedoch einen charakteristischen
Wechsel der Schlagrichtung. Die normale Rich-
tung — mehr oder minder senkrecht — ändert
sich, wenn der Mann auf dem Gerüst durch
Bücken oder Überneigen weitere Partien errei-
chen wollte, ohne seinen Standort zu verän-

50) Ohlenroth, a. O. S. 278. (Gefundene Münze: Gallienus, Antoninian von Rom, 259.—268, RIC S. 146, Nr. 180 K).
51) Ohlenroth mündlich.
52) Die Fundstelle liegt gegenüber dem Tempel am Künstlerhof; vgl. Germania 32, 1954, 80 Beilage 2 Nr. 48.

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