Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Parthey, Gustav
Deutscher Bildersaal: Verzeichniss der in Deutschland vorhandenen Oelbilder verstorbener Maler aller Schulen ; in alphabetischer Folge zusammengestellt (Band 1): A - K — Berlin, 1863

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22413#0010
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IV

Das Kunstleben in Paris war in den letzten Jahren des ersten
Kaiserreiches ein sehr lebendiges. Die Herausgabe der verschiedenen
Prachtwerke beschäftigte eine Menge von künstlerischen Kräften. Die
Vervielfältigung der besten Bilder durch den Kupferstich lud zu einer
wiederholten Prüfung der Originale ein. Bei einem der Hauptbilder,
der Madonna di Foligno, ward die schwierige, und immerhin gewagte
Operation der Uebertragung von Holz auf Leinwand glücklich vollzogen.
Die französischen Kunstkenner machten den Versuch, eine Scala der
Bilder nach ihrer absoluten Kunstvollendung aufzustellen: als die vier
vorzüglichsten galten 1) Raphaels Transliguration; 2) die Communion
des Hieronymus von Dominichino; 3) der Tod des Dominikaners Petrus
von Tizian: 4) der grofse Stier von Potter.

Wer irgend einen bedeutenden Meister studiren wollte, der mufste
nach Paris gehen. Die grofse Masse des Vortrefflichsten in allen Fächern
gab die vielfältigste geistige Anregung.

Dieser mächtige Jmpuls blieb für die folgenden Zeiten nicht
ohne Nachwirkung. Jm Jahre 1815 kamen endlich die meisten Kunst-
werke an ihre rechtmässigen Herren zurück. Nur 40 Hauptbilder aus
Kassel gingen per fas et nefas nach Petersburg. Die Wegführung der
Düsseldorfer Gallerie nach München wird zwar neuerdings mit triftigen
Gründen angefochten, aber die Bilder blieben wenigstens in Deutsch-
land. Es konnte freilich nicht fehlen, dafs an manchen Kunstsachen die
Unbilden des Transportes sichtbar waren. Sprach doch Goethe damals
das unmuthige Wrort:

Museen.

An Bildern schleppt ihr hin und her
Verlornes und Erworbnes;
Und bei dem Senden kreuz und quer
WTas bleibt uns denn? — Verdorbnes!

Was würde er erst jetzt bei den Völkerwanderungen unserer
modernen Bilder aus einem Glaspalaste in den andern sagen!

Aber glücklicherweise war nicht alles verdorben, sondern das
meiste erhalten, und die wiedergewonnenen Schätze wurden in neuer
und geschmackvoller Aufstellung auch dem gröfseren Publikum zu-
gänglich gemacht. Wenn früher der Besuch einer Gallerie, besonders
für durchreisende Fremde, von der Laune eines grämlichen Kastellans
 
Annotationen