Madonna mit dem Fisch. 213
sandten an Kaiser Blaximilian, der, ein Freund der Wis-
senschaften und Künste, ihn zum Dichter krönte und ihm
den Titel eines Pfalzgräfen ertheilte mit der Erlaubniss, den
kaiserlichen Adler seinem Wappen beizufügen. Julius II
ernannte ihn im Jahr 1510 zum liischof von Ragusa. Im
Conclave, in welchem Giovanni de' Medici zum Papst er-
hoben wurde, versah, er die Stelle des Secretairs oder Ge-
heimschreibers. In der rothen Kleidung dieses Amtes hat
Rafael ihn portraitirt. Es ist ein feister Herr; sein stark
schielender Blick richtet sich beobachtend aufwärts; in der
"and hält er eine Feder, bereit das Verhandelte schnell
niederzuschreiben. Die Wahrheit des Ausdrucks und die
•Meisterhafte und sorgfältige Ausführung des Kopfes sind
erstaunungswürdig. Die Beleuchtung in vollem Licht erin-
nert an ähnliche Portraitc von Hans Holbein, von dem Ra-
tael vielleicht bei Erasmus von Rotterdam, der, wie wir ge-
sehen, sich damals grade in Rom aufhielt, ein Bildniss die-
ser Art könnte gesehen haben. Das interessante Bildniss
des Inghirami schmückt nun den an Meisterwerken so rei-
ben Palast Pitti.
Zu den grössern Ölbildern, welche Rafael während der
Ausmalung des zweiten Zimmers ausführte, gehört das herr-
hche Altarblatt für die Kirche S. Domenico maggiore in
Neapel, welches in Spanien, wohin es nachmals kam, den
^ameji „Madonna mit dem Fisch" erhielt. Wir sehen hier
«ie heilige Jungfrau mit dem Christkind auf einem Throne
atzend. Dieses legt sein Ärmchen in das vom h. Hiero-
nj'nuis aufgeschlagene Buch, gleichsam als hätte es mit
"em Kirchenvater sich über einen Gegenstand der heiligen
Schrift unterhalten und wolle zur weitern Besprechung die
"teile festhalten, da von der andern Seite her ein Engel
a,,gelegentlich den kleinen Tobias mit dem Fische vorstellt,
"er um den göttlichen Segen zur Heilung der Augen sei-
nes Vaters zu liehen scheint. Die Wahl dieser Zusammen-
stellung ') wird durch den Ort erklärt, für den das Bild ge-
1) Da von überaus klugen Kunstrichtern neuerer Zeit bei die-
m Gemälde mit Verwunderung ist getadelt worden, dass Rafael
sandten an Kaiser Blaximilian, der, ein Freund der Wis-
senschaften und Künste, ihn zum Dichter krönte und ihm
den Titel eines Pfalzgräfen ertheilte mit der Erlaubniss, den
kaiserlichen Adler seinem Wappen beizufügen. Julius II
ernannte ihn im Jahr 1510 zum liischof von Ragusa. Im
Conclave, in welchem Giovanni de' Medici zum Papst er-
hoben wurde, versah, er die Stelle des Secretairs oder Ge-
heimschreibers. In der rothen Kleidung dieses Amtes hat
Rafael ihn portraitirt. Es ist ein feister Herr; sein stark
schielender Blick richtet sich beobachtend aufwärts; in der
"and hält er eine Feder, bereit das Verhandelte schnell
niederzuschreiben. Die Wahrheit des Ausdrucks und die
•Meisterhafte und sorgfältige Ausführung des Kopfes sind
erstaunungswürdig. Die Beleuchtung in vollem Licht erin-
nert an ähnliche Portraitc von Hans Holbein, von dem Ra-
tael vielleicht bei Erasmus von Rotterdam, der, wie wir ge-
sehen, sich damals grade in Rom aufhielt, ein Bildniss die-
ser Art könnte gesehen haben. Das interessante Bildniss
des Inghirami schmückt nun den an Meisterwerken so rei-
ben Palast Pitti.
Zu den grössern Ölbildern, welche Rafael während der
Ausmalung des zweiten Zimmers ausführte, gehört das herr-
hche Altarblatt für die Kirche S. Domenico maggiore in
Neapel, welches in Spanien, wohin es nachmals kam, den
^ameji „Madonna mit dem Fisch" erhielt. Wir sehen hier
«ie heilige Jungfrau mit dem Christkind auf einem Throne
atzend. Dieses legt sein Ärmchen in das vom h. Hiero-
nj'nuis aufgeschlagene Buch, gleichsam als hätte es mit
"em Kirchenvater sich über einen Gegenstand der heiligen
Schrift unterhalten und wolle zur weitern Besprechung die
"teile festhalten, da von der andern Seite her ein Engel
a,,gelegentlich den kleinen Tobias mit dem Fische vorstellt,
"er um den göttlichen Segen zur Heilung der Augen sei-
nes Vaters zu liehen scheint. Die Wahl dieser Zusammen-
stellung ') wird durch den Ort erklärt, für den das Bild ge-
1) Da von überaus klugen Kunstrichtern neuerer Zeit bei die-
m Gemälde mit Verwunderung ist getadelt worden, dass Rafael