Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Passavant, Johann David; Santi, Giovanni
Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi (Band 1) — Leipzig, 1839

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2889#0250
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
214 Madonna mit dem Fisch.

malt wurde. Da nämlich in Neapel die Aiigenübel sehr
herrschend sind, so wurde für die daran Leidenden in der
Dominicanerkirche eine besondere Capelle bestimmt, und
für diese malte Rafael das sinnreiche Bild. Es ist eines
der bewundrungswürdigsten des Meisters, da er darin die
ganze Reinheit und Gluth der frühern Jahre mit dem gross-
artigen Styl seiner gereiften Künstlerschaft verband. Nichts
ist wahrer und würdiger als der Kopf des h. Ilieronymus,
den der Predigerorden als einen ihm besonders angehörir
gen Kirchenvater verehrt. Nichts belebter und himmlisch
schöner als der Engel Raphael, der fürbittend den kleinen
Tobias herbeiführt. Nichts naiv kindlicher als der Knabe,
welcher im Reiz der lieblichsten Jugend und Schüchtern-
heit kaum zu nahen wagt. Im Christkinde liegt der ganze
Zauber göttlicher Huld, uud nie hat Rafael eine edlere
Gestalt der Maria erfunden als diese, welche, obgleich im
Bewusstsein dass sie die Mutter des Heilandes ist, doch
nur in ihm ihre Grösse erkennt und demuthsvoll nieder-
blickt. Auf sie passen die begeisterten Worte Vasari's,
mit welchen er sich im allgemeinen Lob über die heiligen
Jungfrauen Rafael's ergicsst, indem er sagt: „In ihnen zeigte
er, was man im Ausdruck einer Jungfrau an Schönheit zu
leisten vermag, deren Augen Bescheidenheit, deren Stinte
Ehrbarkeit, deren Nase Grazie, deren Mund Tugend be-
be! Zusammenstellung der Personen, gleich den alten Meistern nicht
bedacht habe, dass sie zu sehr verschiedenen Zeiten gelebt, sich
also nie zusammen treffen konnten, was ein grosser Anachronismus
sei, so stehe hier folgende Zurechtweisung: Bei Altar - und An-
dachtsbildern mit Heiligen, die zu den verschiedensten Zeiten leb-
ten , sollte nie eine historische Thatsache dargestellt werden, son-
dern sie bedeuten eine über Raum und Zeit entrückte Unterhaltung
verklärter Menschen (Conversazione divina), wie wir sie uns im
Himmel zum Wohl der noch auf Erden verweilenden Seelen vereint
denken können. Die Wahl der darzustellenden Heiligen wird ge-
wöhnlich bedingt durch den Namen der Kirche oder der Person, für
welche das Bild bestimmt ist; oder durch die Eigenschaften, welche
einem Heiligenbesonders beigelegt werden und dessen Anrufung zur
Fürbitte die römische und die griechische Kirche als heilbringend
anempfehlen.
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen