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358 Gemälde von 1518 - 1520.

wird noch durch den Umstand unterstützt, dass der Cardi-
nal an letztern den noch an Rafael für das Altarblatt sein»'
dig gebliebenen Rest auszahlen Hess. Diese Sache verbal
sich fdlgendermassen: Der Cardinal Giulio de' Medici hatte
auf Ansuchen Leo's X gleich nach der Thronbesteigung *-0'
nig Franz I im Jahr 1515 von diesem das Bisthum Na»"
bonne erhalten. Um nun die Kirche seines Bisthums z»
schmücken, gab er unserm Meister den Auftrag, die Tran8'
figuration für den Hauptaltar daselbst zu malen. Bei Ba"
fael's Tod befand sich dieselbe noch in dessen Haus i»1"
wurde selbst, wie ich schon angegeben, hinter dem IIaiip'e
seiner irdischen Hülle aufgestellt. Giulio Romano, welch**
mit Francesco Fenni zum Erben aller hinterlassenen Kunst-
werke eingesetzt war, hatte auch die unvollendeten «e'
mälde noch zu endigen, womit Beide gemeinschaftlich meh-
rere Jahre hindurch beschäftigt waren und den Ertrag un-
ter sich 'theilten. Bei dem Gemälde der Transfiguratio»
aber tritt der Fall ein, dass Giulio vermittelst einer Ver-
wendung des Grafen Baldassare Castiglione für sich allein
den noch zuguthabenden Rest vom Cardinal de' Medici l"
Anspruch nahm und von diesem auch den Betrag von
224 Ducaten erhielt. Der Schüler hatte also ein besonde-
res Recht auf die Zahlung für das Bild; er hatte es voll-
endet. Dass übrigens die Ansicht, dass Giulio Romano an
dem Gemälde gearbeitet habe, schon sehr alt ist, beweist
eine Stelle im Sandrart, wo er sagt: „er habe aus dem
Mund des kunstreichen, alten Michel Angelo Cacoselli er-
fahren, dass, als Giulio Romano den Kopf des Besessenen
glatt gemalt hatte, Rafael ihm den Pinsel aus der Hand
genommen und durch einige kräftige Züge in den Augen
und dem Mund demselben erst das wahre Leben gegeben
habe." Bin ich nun auch nicht der Ansicht, dass dieser
mit der grössten Feinheit in der Zeichnung und Modelli-
rung ausgeführte Kopf des Besessenen von des Giulio Hand
sei, sondern glaube ich ihn vielmehr ganz vom Meister ge-
malt', so ersieht man doch soviel aus obiger Stelle, dass
schon damals die Meinung herrschte., der Schüler habe im
Gemälde gearbeitet.
 
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