Passavant, Johann David: Die christliche Kunst in Spanien (Leipzig, 1853)

gewesen, so mangelt seiner Darstellung das Lebendige selbst
gehabter Anschauung der Gegenstände, und ein richtig wür-
digendes Urtheil. — Die Reise in Spanien, mit vielen illustri-
renden Abbildungen, von Alexandre de Laborde, bleibt im
Allgemeinen für die antike und maurische Kunst das beste in
Frankreich erschienene Werk über diesen Gegenstand, und
gibt uns ein gutes Bild des Landes; aber über das christliche
Mittelalter, namentlich über die Bildhauer und Maler, erhalten
wir durch ihn nur sehr dürftige Auskunft. — Befriedigender
sind in dieser Beziehung des Engländers W. Stirling Annalen
der Künstler in Spanien. Auch sucht er die Entwicklung
der Kunst in Spanien im engsten Zusammenhang mit der
Geschichte des Landes darzustellen, was ihm bei seiner ge-
nauen Kenntniss derselben, auch öfters mit viel Geschick ge-
lungen ist; über die mittelalterliche Kunst in Spanien erfah-
ren wir jedoch nicht einmal so viel als durch Antonio Ponz.
— Reichhaltiger an Kunst-Notizen ist Murray's Handbuch für
Reisende in Spanien und da dessen Verfasser, Hr. Richard
Ford, dieses Land öfters besucht hat, so beruhen seine Urtheile
auch stets auf eigenen Anschauungen. Begreiflicher Weise
sind aber diese Notizen nur sehr kurz und in dem Werke
zerstreut; sie sind höchst werthvoll zum Nachschlagen auf der
Reise, können jedoch keinen kunstgeschichtlichen Ueberblick
gewähren.

Spanien bietet auch ein grosses Interesse in Bezug auf
Malereien, sowohl der alten niederländischen und deutschen,
als auch der italienischen Schulen. Hauptwerke dieser Art
befinden sich vornehmlich in den Museen zu Madrid, und
manche Kunde über sie gelangte bereits zu uns; dennoch
bleibt noch vieles darüber mitzutheilen und manche irrige
Angaben sind zu berichtigen. Das Wichtigste hierüber soll
hier in besondern Aufsäzen der Abhandlung der Kunstge-
schichte Spaniens folgen.

Das volle Ergebniss meiner Forschungen dürfte am an-
gemessensten in einer Kunstreise durch Spanien mitzutheilen
sein; um dieses jedoch auf eine gediegene, der Kunstge-