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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0177
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Ein prachtvolles Bild war die Ansprache des Mar-
ques del Vasto an seine Soldaten, allein beim Palastbrande
sehr beschädigt, ist es jetzt grösstentheils ganz übermalt.
Wir schliessen unsern Bericht über die Werke Titian's im
königlichen Museum mit dem allegorischen Gemälde des Sie-
ges von Lepanto über die Türken, am 5. October 1571
errungen, als unser Meister, im Jahr 1477 geboren, bereits
in seinem 94. Jahre stand; es ist daher wohl eins der letz-
ten, die er noch mit Meisterschaft auszuführen vermochte. In
ihm müssen wir in der That noch die energische Concep-
tion des Gegenstandes und die männliche Ausführung bewun-
dern, wenn auch die geringe Bestimmtheit der Umrisse und
der Pinselführung, der mattere Glanz der Färbung, die ein-
tretende Alterschwäche des grossen Meisters augenscheinlich
offenbart. Das Bild ist folgendermassen angeordnet: Durch
eine offene Gallerie sieht man in der Ferne einige Episoden
der Seeschlacht. Links befindet sich Philipp IL, Gott für den
erhaltenen Sieg dankend und ihm seinen neugehornen Sohn
Don Fernando darbringend. Vor ihm liegt bei Trophäen ein
geketteter Türke zu seinen Füssen. Die allegorische Figur
des Ruhms schwebt von oben die Nachricht verkündend und
in den Händen die Krone des Sieges und einen Palmzweig
haltend, mit welchem das Kind erfreut zu spielen scheint.

Obgleich sich im Museum 46 Gemälde von Paul Ve-
ronese befinden, worunter einige tüchtige Portraite, so
treffen wir doch nur zwei historische von einiger Bedeutung.
Das Bild des Märtyrthums des h. Gines, der durch gött-
lichen Beistand dem Andrängen der Priester, die falschen Götter
anzubeten, widersteht und sich begeistert himmelwärts wendend
selbst das gezogene Schwert des Scharfrichters nicht mehr
fürchtet, ist eine figurenreiche Composition von einem rei-
zenden Helldunkel und satter Färbung, doch etwas unruhig
in der Anordnung. In hohem Rufe steht das Bild der Ve-
nus mit Adonis, von lebensgrossen Figuren. Es ist be-
sonders anziehend durch die Klarheit seines Colorits, ob-
gleich einige Farben darin unangenehm erscheinen; auch wird
 
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