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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0181
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Gegenstandes überboten wird. Als Rubens nach Spanien kam,
fand er die Seite rechts des in Flandern gekauften Bildes
etwas mager und nicht im Gleichgewicht mit der Gruppe ge-
genüber; er setzte daher ein grosses Stück zu der Breite an,
worauf er eine Reitergruppe malte und dabei sein eigenes
Bildniss anbrachte. — Von doppeltem Interesse ist jetzt die
von Rubens in Spanien gefertigte Copie nach dem Gemälde
Titian's, Adam und Eva am Baum der Erkenntniss, oder
den Sündenfall darstellend, da das 0#ginal so gut wie ver-
loren ist und wir dessen Vorzüge fast nur durch die Nach-
bildung kennen lernen. Doch gelang dieses dem Niederlän-
der besser im Colorit, als in der Schönheit der Zeichnung,
die er zu sehr in seine Art übertragen hat. Dass er indes-
sen auch die Antike studiert, davon gibt sein Merkur (Nr. 1507)
ein schlagendes Zeugniss. — Ein anderer mythologischer Ge-
genstand, Andromeda von Perseus befreit, zeigt ihn
uns wieder in seiner ganzen Eigenthümlichkeil; Alles ist hier
voll Leben, Kraft und Anmuth, und reizend frisch im Colo-
rit. — Diese Eigenschäften erkennen wir auch in einer Wie-
derholung des „Jardin d'amour", von 10 Fuss Breite.—
Und das Leben in wilder Lust in dem Bilde eines Bauern-
tanzes (Nr.. 1373).

Unter den Portraiten von Rubens ist eins der vorzüg-
lichsten das der Maria von Medicis, als Wittwe. Es ist
mit der grössten Feinheit und Meisterschaft nach dem Leben
entworfen, der braune Vorhang des Grundes nur angedeutet.
— Sehr stattlich zu Pferde sitzt Don Fernando de Austria
in voller Rüstung. In dem Grund sieht man die Schlacht von
Nördlingen und in den Lüften schwebt ein Adler. — Wohl
als Gegenstück hat Rubens auch den König Philipp IL zu
Pferde dargestellt, mit einer Victoria über ihm, und einer
Schlacht in der Ferne. Da Rubens erst 20 Jahre alt war,
als dieser Fürst gestorben und erst lange nachher nach Spa-
nien kam, so konnte er ihn nicht nach dem Leben por-
traitirt haben. — Dieses war ebenso der Fall mit dem
Bildniss des Thomas Monis, den er in England nach
 
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