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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0182
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Holbein copirte und das sich jetzt hier im Museum be-
findet.

Von Anton van Dyck treffen wir hier neben vorzüg-
lichen Portraiten, auch einige historische Bilder, die zu den
besten des Meisters gehören. Wir nennen zuerst die Ge-
fangennehmung Christi, oder den Verrath durch Judas
Ischariot (Nr. 1607). Die Beleuchtung durch Fackellicht ist
hier von unheimlicher Wirkung, die breite Behandlung der
grossartig gehaltenen «Gestalten bekundet den Meister und
bietet Ersatz für den sonst wenig zusagenden Gegenstand. —
Meisterlich behandelt ist auch eine Dornkrönung (Nr. 496), in
ganzen lebensgrossen Figuren, sowohl in der Composition, als
der Zeichnung und dem Colorit. — Vor allen verdient aber
unsere Bewunderung der von den Seinen beweinte Leich-
nam Christi (Nr. 1546); er liegt auf den Knieen der in tie-
fer Trauer versunkenen, sitzenden Maria, während Magda-
lena im lebhaftesten Schmerz dessen Hand erfasst und küsst
und Johannes etwas entfernter klagend dabei steht. Es ist
ein Bild voll des tief ergreifendsten Gefühls und von schöner,
tiefer Färbung.

Von mehreren vortrefflichen Portraiten des van Dyck
erwähnen wir hier nur solche, von deren vorgestellten Per-
sonen die Namen bekannt sind. Dasjenige Karl'sl., Königs
von England, in Rüstung auf weissem Pferde reitend (Nr. 1282),
ist nur kaum von halber Lebensgrösse, vielleicht eine Wie-
derholung nach einem grössern Bilde. — Von der grössten
Schönheit ist die halbe Figur des Heinrich, Grafen van
den Berghe, in Rüstung, in der einen Hand den Marschall-
stab haltend, die andere zum Sprechen ausgestreckt (Nr. 1392).
Bewegung und Ausdruck sind sehr energisch, das Colorit
prachtvoll.— Sehr schön sind auch die Bildnisse des Hein-
rich von Nassau, Prinzen von Oranien und der Amalia
von Solms, seiner,Gemahlin, beide halbe Figuren, er in
Rüstung, sie schwarz gekleidet (Nr. 1272 und 1273). —
Aber alle übertreffend, sind die Portraite vereint in einem
liegenden Oval, des Anton van Dyck selbst und des Gra-
 
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