32 Die von Rafael für Franz /. gemallen Bilder.
reich an seinen Hof kommen. Dieses habe jedoch Papst
Leo X. nicht zugegeben1).
Einer andern Angabe, bei Pierre Dan2), zufolge, wäre
der S. Michael ein Geschenk des Papstes Clemens VII. an
König Franz I., während dieser die grosse h. Familie bei
Rafael bestellt und 24,000 Livres dafür dem Rafael gege-
ben habe.
Alle diese Angaben sind unrichtig, indem sich aus dem
von Dr. Gaye3) veröffentlichten Briefwechsel des Goro Gheri
mit Lorenzo de Medici und mit dem päpstlichen Kanzlei-
präsidenten Baldassare Turini in Rom ergibt, dass Lorenzo
de Medici, Herzog von Urbino, es war, welcher jene zwei
Gemälde von Rafael im Frühjahr 1518 fertigen Hess und
dem König Franz I. ein Geschenk damit machte. Diese
Gabe an den kunstliebeuden Fürsten hatte einen politischen
Zweck, indem Lorenzo de Medici wegen seiner unrecht-
mässigen Besitznahme des Herzoglhums Urbino den König
zu seinen Gunsten zu stimmen beabsichtigte. Nachdem die
Gemälde, zu Land über Lyon nach Fontainebleau gesendet,
dem König übergeben wurden, war er sicherlich voll Be-
wunderung darüber und dürfte damals bei Rafael das Bild der
h. Margaretha bestellt haben, das, wie jenes des S. Michael
in Anspielung auf den Orden dieses Erzengels, in Bezug auf
des Königs Schwester Margarethe von Valois bestellt worden
ist, wobei sich dann der König sehr grossmtithig gegen den
Künstler bewiesen haben wird. Diese Vermuthung erscheint
um so glaubwürdiger, wenn die Angabe bei Felihieu begrün-
det ist, dass Rafael aus Dankbarkeit für die ihm am franzö-
sischen Hofe von Adrian Gouffier, Cardinal de ßoissi, seit
1519 Legat Leo's X. bei Franz I., geleisteten Dienste das
kleine Bild der h. Familie mit der Wiege gemalt und es
auch mit einem Deckel, worauf eine grau in Grau ausge-
führte Abondantia, versehen habe.
1) Extrait des difftrents ouvrages publica sur la vie des pein-
trcs, par M. P. D. L. F., Paris 1776, I, p. 38.
2) Les merveilles de Fontainebleau, Paris 1662.
3) Carteggio etc., II, p. 146. In unserm Verzeichnis» ist das
Nähere dieser Coirespondenz zu ßnden.
reich an seinen Hof kommen. Dieses habe jedoch Papst
Leo X. nicht zugegeben1).
Einer andern Angabe, bei Pierre Dan2), zufolge, wäre
der S. Michael ein Geschenk des Papstes Clemens VII. an
König Franz I., während dieser die grosse h. Familie bei
Rafael bestellt und 24,000 Livres dafür dem Rafael gege-
ben habe.
Alle diese Angaben sind unrichtig, indem sich aus dem
von Dr. Gaye3) veröffentlichten Briefwechsel des Goro Gheri
mit Lorenzo de Medici und mit dem päpstlichen Kanzlei-
präsidenten Baldassare Turini in Rom ergibt, dass Lorenzo
de Medici, Herzog von Urbino, es war, welcher jene zwei
Gemälde von Rafael im Frühjahr 1518 fertigen Hess und
dem König Franz I. ein Geschenk damit machte. Diese
Gabe an den kunstliebeuden Fürsten hatte einen politischen
Zweck, indem Lorenzo de Medici wegen seiner unrecht-
mässigen Besitznahme des Herzoglhums Urbino den König
zu seinen Gunsten zu stimmen beabsichtigte. Nachdem die
Gemälde, zu Land über Lyon nach Fontainebleau gesendet,
dem König übergeben wurden, war er sicherlich voll Be-
wunderung darüber und dürfte damals bei Rafael das Bild der
h. Margaretha bestellt haben, das, wie jenes des S. Michael
in Anspielung auf den Orden dieses Erzengels, in Bezug auf
des Königs Schwester Margarethe von Valois bestellt worden
ist, wobei sich dann der König sehr grossmtithig gegen den
Künstler bewiesen haben wird. Diese Vermuthung erscheint
um so glaubwürdiger, wenn die Angabe bei Felihieu begrün-
det ist, dass Rafael aus Dankbarkeit für die ihm am franzö-
sischen Hofe von Adrian Gouffier, Cardinal de ßoissi, seit
1519 Legat Leo's X. bei Franz I., geleisteten Dienste das
kleine Bild der h. Familie mit der Wiege gemalt und es
auch mit einem Deckel, worauf eine grau in Grau ausge-
führte Abondantia, versehen habe.
1) Extrait des difftrents ouvrages publica sur la vie des pein-
trcs, par M. P. D. L. F., Paris 1776, I, p. 38.
2) Les merveilles de Fontainebleau, Paris 1662.
3) Carteggio etc., II, p. 146. In unserm Verzeichnis» ist das
Nähere dieser Coirespondenz zu ßnden.