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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig, 1.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.2776#0005
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Torwort.

Wer von der Psychiatrie her über die klinische Expérimental-
psychologie zum Studium der Psychologie geführt wird, der sieht
sich alsbald vor die Tatsache gestellt, daß der Weg zur Psychologie
durch die Philosophie hindurchführt. Gewiß, die Psychologie ist
eine selbständige induktive Wissenschaft. Und unabhängig von aller
philosophischen Besinnung ist es möglich, Unterschiedsschwellen zu
bestimmen und die Geltung des WEBBESchen Gesetzes nachzuprüfen
usw. Wer aber sich selbst oder seinen Schülern Kechenschaft dar-
über geben will, ob er denn Töne oder Tonempfindungen miteinander
verglichen hat, auf welche Gegenstände sich das WEBEBSche Gesetz
bezieht, ob man Bewußtseinsgrade messen kann usw., der sieht sich
auf philosophische Belehrung hingewiesen.

Auf diesem langen Wege, der mich oft weitab geführt hat von
der Psychiatrie, der schließlich aber doch wieder in die Pathologie des
Seelenlebens mündete, ist mir zweierlei deutlich geworden. Das eine
ist dies, daß die Psychiatrie so lange rückständig bleiben muß, als
sie an dem materialistischen Dogma von der epiphänomenalen Natur
des Psychischen festhält, daß es für sie einen wesentlichen Fort-
schritt nur geben kann, wenn sie ihre einseitige Einstellung auf das
Gehirn aufgibt und den Versuch macht, für psychische Krankheiten
nach psychischer Verursachung zu forschen, d. h. die psychologische
Methode anzuwenden. Das andere, was ich erfahren habe, ist dies,
daß die Pathologie des Seelenlebens selbst eine reiche Fundgrube
ist für denjenigen, der nach psychologischer Erkenntnis strebt,
daß sie dazu berufen ist, für die Psychologie dasselbe zu leisten,
was in der Medizin die Pathologie für die Physiologie geleistet hat.

Dieser doppelseitigen Erkenntnis verdankt diese Zeitschrift ihr
Dasein. Was in ihr angestrebt wird, ist nicht absolut neu. In der

Zeitschrift f. Pathopsychologie. I. 1. Heft. 1
 
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