136 Max Scheler
erfasse, dort und da enden, ohne daß mir die Endpunkte als ge-
sehene Inhalte gegeben sind.
Bewußtseinseinheiten, die ich in Akten innerer Wahrnehmung
antreffe, können an Fülle des Gehalts sehr verschieden sein. Aber
jede dieser so verschiedenen, durch einen Akt geeinten Totalitäten
gehören wieder einer Totalität derselben Natur und Mannigfaltigkeit
an, wenn auch höherer Ordnung; und niemals besteht ein Recht, sie
sich in der objektiven meßbaren Zeit sukzedieren zu lassen; so wenig
Recht, als sie sich im Räume ausgebreitet zu denken.
Das Gesagte zeigt, daß die Welt des Bewußtseins schon der sie
konstituierenden Form nach eine ganz andere Welt ist als die der
äußeren Wahrnehmung; und zeigt auch, wie wir mit unserer Außen-
weltssprache gleichsam ringen müssen, um sie auch nur nach ihrem
einfachsten Baue zu beschreiben. Die eine der allerwesentlichsten
Täuschungsquellen besteht nun darin, daß wir diese letzte unableit-
bare Form der Mannigfaltigkeit mehr oder weniger bildhaft in die
uns von der Außenwelt her bekannten Formen von Raum und Zeit
übertragen, und dies vor allem dadurch, daß wir an Stelle der see-
lischen Tatsachen selbst die bloßen Symbole setzen, als die sie für
physische Objekte und deren raumzeitliche Ordnung dienen können;
resp. an ihrer Stelle die Ordnung der leiblichen Prozesse und der
Teile des Leibes, auf die sie noch eine angebbare Beziehung geben;
und endlich die leiblichen Ausdruckserscheinungen und Bewegungen,
die sie hervorrufen.
Dies tritt an erster Stelle in den Bildern hervor, die immer
wieder die Eigenart der Bewußtseinsmannigfaltigkeit und Einheit
zu verstecken drohen. So wenn man vom Bewußtsein redet, wie
von einer Bühne oder einem Kasten, in denen die »Vorstellungen«
wie identische Dinge eintreten und abtreten, sich hemmen und stören,
wie es z. B. in dem ganzen Bilderwerk der Heebartsehen und eng-
lischen Psychologie geschieht. Ist doch die gesamte englische Asso-
ziationspsychologie — ohne daß sie es wußte nur ein Versuch, die
psychische Mannigfaltigkeit so zu zerlegen und nur soviel an ihr als
>gegeben« anzuerkennen, daß das Zerlegte noch einer Zuordnung zu
raumzeitlichen Vorgängen des Körpers, insbesondere des Nerven-
systems, fähig bleibt. Dies ist im strengen Sinne nur dann der Fall,
wenn sich an Stelle der psychischen Tatsachen selbst Symbole schie-
erfasse, dort und da enden, ohne daß mir die Endpunkte als ge-
sehene Inhalte gegeben sind.
Bewußtseinseinheiten, die ich in Akten innerer Wahrnehmung
antreffe, können an Fülle des Gehalts sehr verschieden sein. Aber
jede dieser so verschiedenen, durch einen Akt geeinten Totalitäten
gehören wieder einer Totalität derselben Natur und Mannigfaltigkeit
an, wenn auch höherer Ordnung; und niemals besteht ein Recht, sie
sich in der objektiven meßbaren Zeit sukzedieren zu lassen; so wenig
Recht, als sie sich im Räume ausgebreitet zu denken.
Das Gesagte zeigt, daß die Welt des Bewußtseins schon der sie
konstituierenden Form nach eine ganz andere Welt ist als die der
äußeren Wahrnehmung; und zeigt auch, wie wir mit unserer Außen-
weltssprache gleichsam ringen müssen, um sie auch nur nach ihrem
einfachsten Baue zu beschreiben. Die eine der allerwesentlichsten
Täuschungsquellen besteht nun darin, daß wir diese letzte unableit-
bare Form der Mannigfaltigkeit mehr oder weniger bildhaft in die
uns von der Außenwelt her bekannten Formen von Raum und Zeit
übertragen, und dies vor allem dadurch, daß wir an Stelle der see-
lischen Tatsachen selbst die bloßen Symbole setzen, als die sie für
physische Objekte und deren raumzeitliche Ordnung dienen können;
resp. an ihrer Stelle die Ordnung der leiblichen Prozesse und der
Teile des Leibes, auf die sie noch eine angebbare Beziehung geben;
und endlich die leiblichen Ausdruckserscheinungen und Bewegungen,
die sie hervorrufen.
Dies tritt an erster Stelle in den Bildern hervor, die immer
wieder die Eigenart der Bewußtseinsmannigfaltigkeit und Einheit
zu verstecken drohen. So wenn man vom Bewußtsein redet, wie
von einer Bühne oder einem Kasten, in denen die »Vorstellungen«
wie identische Dinge eintreten und abtreten, sich hemmen und stören,
wie es z. B. in dem ganzen Bilderwerk der Heebartsehen und eng-
lischen Psychologie geschieht. Ist doch die gesamte englische Asso-
ziationspsychologie — ohne daß sie es wußte nur ein Versuch, die
psychische Mannigfaltigkeit so zu zerlegen und nur soviel an ihr als
>gegeben« anzuerkennen, daß das Zerlegte noch einer Zuordnung zu
raumzeitlichen Vorgängen des Körpers, insbesondere des Nerven-
systems, fähig bleibt. Dies ist im strengen Sinne nur dann der Fall,
wenn sich an Stelle der psychischen Tatsachen selbst Symbole schie-