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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig, 1.1912

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Zweites und drittes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2776#0271
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Psychologie und Medizin. 267

Spezialisten zu wehren beginnen und ihrem Unmut darüber einen
mehr oder weniger geschmackvollen Ausdruck geben.

Möchten die Philosophen, die in dieser Weise gegen die Psycho-
logen vorgehen, sich mit ihnen in der Bemühung um eine selbstän-
dige Vertretung der einzelwissenschaftlichen Psychologie an den
Universitäten vereinigen. Damit w ürden sie ihr Ziel einer reinlichen
Abgrenzung leichter und würdiger erreichen, als mit unziemlichen
und verständnislosen Ausfällen gegen die Psychologie und mit eifer-
süchtiger Wahrung ihrer Sonderinteressen. Die Loslösung einer
Wissenschaft von der Philosophie ist ein viel zu bedeutungsvoller,
ernsthafter und schmerzlicher Entwicklungsprozeß, als daß man ihn
mit billigen Witzen verunglimpfen und durch selbstsüchtige Er-
wägungen herabsetzen sollte. Gerade den Philosophen steht es wohl
an, von hoher Warte herab auf solche Veränderungen zu blicken
und durch eine Betrachtung sub specie aeterni die Entwicklung der
wissenschaftlichen Kultur zu adeln und zu fördern. Es ist uns die
Aufgabe gestellt, für ein Gebiet, das in unerhört rascher und erfolg-
reicher Entfaltung sich ideell und im Auslande zum Teil auch reell
verselbständigt hat und eine schier unübersehbare Fülle von Ent-
faltungs- und Anwendungsmöglichkeiten in sich birgt, ein eigenes
Arbeitsfeld abzustecken und den zu seiner Bebauung herandrängen-
den Kräften als ausschließliehe Domäne zu überweisen. Möchte das
Geschlecht, das diesem großen Akte beiwohnen und zu seiner Ver-
wirklichung beitragen darf, sich nicht zu klein erweisen!

Zeitschrift f. Pathopsychologi«. I. 2. ». 3. Heft. 18
 
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