Versuch zu einer Darstellung u. Kritik der FitEUDschen Neurosenlehre. 371
Hysterie geschieht die Verwendung derart, daß die Erregungssumme
>ins Körperliche umgesetzt wird<, ein Vorgang, den Freud als
>Konversion< bezeichnet. Die Gedächtnisspur der »vom Affekt ge-
trennten Vorstellung ist darum noch nicht untergegangen, sondern
bildet von nun an den Kern einer »zweiten psychischen Gruppe«.
Ein solcher Kern kann durch neuerliche Eindrücke gleicher Art
(»auxiliär traumatische Momente«) vergrößert werden und neuen
Affekt zugeführt erhalten. Dadurch kann zeitweilig die assoziative
Verknüpfung der beiden psychischen Gruppen hergestellt und die in
die Körperinnervation gedrängte Erregung zur Vorstellung zurück-
geführt werden, wo sie dann den Kranken zur assoziativen Ver-
arbeitung oder zur Erledigung in hysterischen Anfällen nötigt. —
In der psychophysischen Eignung zur Konversion, zur Verlegung
großer Erregungssummen in die Körperinnervation, ist ein Haupt-
moment der Disposition zur Hysterie zu erblicken. Mit dieser Wen-
dung rückt Freud von Janet ab, der die Bewußtseinsspaltung als
etwas Primäres, nicht weiter Reduzibles hinstellte, und nähert sich
den mehr psychophysisch gefaßten Definitionen der Hysterie von
Oppenheim und namentlich Strümpell. Seine Darstellung erhebt
den Anspruch, daß sie den Zusammenhang der Konversion mit der
hysterischen Bewußtseinsspaltung verstehen läßt.
Fehlt die Eignung zur Konversion, so muß der Affekt auf psy-
chischem Gebiet verbleiben; er geht jetzt Bindungen mit anderen,
an sich nicht unverträglichen Vorstellungen ein und schafft dadurch
Vorstellungen von einer ihnen nicht zukommenden Affektbetonung:
Zwangsvorstellungen und Phobien. Diesen im Gegensatz
zur Konversion rein psychischen Vorgang nennt Freud » Trans-
Position«. Nachweisbar sind als Glieder dieses Vorgangs erstens
die Endprodukte, eben die Zwangsvorstellungen, und zwar eignen
sich zur Anknüpfung des frei gewordenen Affekts alle Vorstellungen,
die entweder ihrer Natur nach mit einem Affekt von solcher Qualität
vereinbar sind (so die primären Phobien des Menschen vor Tieren,
Gewitter, Dunkelheit) oder die gewisse Beziehungen zum unverträg-
lichen Inhalt, also zum Sexuellen, haben (Urinieren, Defäkation, Be-
schmutzung und Ansteckung überhaupt). Nachweisbar sind zweitens
die Quelle des falsch verknüpften Affektes, praktisch das Sexualleben;
drittens die Willensanstrengung des Kranken, zu verdrängen, und
Hysterie geschieht die Verwendung derart, daß die Erregungssumme
>ins Körperliche umgesetzt wird<, ein Vorgang, den Freud als
>Konversion< bezeichnet. Die Gedächtnisspur der »vom Affekt ge-
trennten Vorstellung ist darum noch nicht untergegangen, sondern
bildet von nun an den Kern einer »zweiten psychischen Gruppe«.
Ein solcher Kern kann durch neuerliche Eindrücke gleicher Art
(»auxiliär traumatische Momente«) vergrößert werden und neuen
Affekt zugeführt erhalten. Dadurch kann zeitweilig die assoziative
Verknüpfung der beiden psychischen Gruppen hergestellt und die in
die Körperinnervation gedrängte Erregung zur Vorstellung zurück-
geführt werden, wo sie dann den Kranken zur assoziativen Ver-
arbeitung oder zur Erledigung in hysterischen Anfällen nötigt. —
In der psychophysischen Eignung zur Konversion, zur Verlegung
großer Erregungssummen in die Körperinnervation, ist ein Haupt-
moment der Disposition zur Hysterie zu erblicken. Mit dieser Wen-
dung rückt Freud von Janet ab, der die Bewußtseinsspaltung als
etwas Primäres, nicht weiter Reduzibles hinstellte, und nähert sich
den mehr psychophysisch gefaßten Definitionen der Hysterie von
Oppenheim und namentlich Strümpell. Seine Darstellung erhebt
den Anspruch, daß sie den Zusammenhang der Konversion mit der
hysterischen Bewußtseinsspaltung verstehen läßt.
Fehlt die Eignung zur Konversion, so muß der Affekt auf psy-
chischem Gebiet verbleiben; er geht jetzt Bindungen mit anderen,
an sich nicht unverträglichen Vorstellungen ein und schafft dadurch
Vorstellungen von einer ihnen nicht zukommenden Affektbetonung:
Zwangsvorstellungen und Phobien. Diesen im Gegensatz
zur Konversion rein psychischen Vorgang nennt Freud » Trans-
Position«. Nachweisbar sind als Glieder dieses Vorgangs erstens
die Endprodukte, eben die Zwangsvorstellungen, und zwar eignen
sich zur Anknüpfung des frei gewordenen Affekts alle Vorstellungen,
die entweder ihrer Natur nach mit einem Affekt von solcher Qualität
vereinbar sind (so die primären Phobien des Menschen vor Tieren,
Gewitter, Dunkelheit) oder die gewisse Beziehungen zum unverträg-
lichen Inhalt, also zum Sexuellen, haben (Urinieren, Defäkation, Be-
schmutzung und Ansteckung überhaupt). Nachweisbar sind zweitens
die Quelle des falsch verknüpften Affektes, praktisch das Sexualleben;
drittens die Willensanstrengung des Kranken, zu verdrängen, und