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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 2.1913 - 1914

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Drittes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2778#0335
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Die Ausdrucksbewegung und ihre diagnostische Verwertung. 33I

man wird sich eingestehen, daß es unmöglich wäre, beide zu vergleichen
durch Nebeneinanderstellung ihrer definierbaren Eigenschaften. Mit
Angaben wie, eine sei schräger, die andere steiler, eine weiter, die
andere enger, eine kurviger, die andere winkeliger, und wie weit wir
es damit treiben möchten, wüßten wir schlechterdings nichts von der
Unvereinbarkeit ihrer unmittelbaren Wertarome, die der Vergleichung
nicht minder widerstreben wie Wasser und Ol der Mischung. Zur
noch weit über Fig. 27 hinausgehenden Leerheit kommt hier ein Zug
abstoßender Widrigkeit, der die innere Dürre gewissermaßen noch
frech ans Licht stellt. Zudem illustriert uns der Fall, daß lebendige
Eigenart so gar nichts zu tun hat mit irgendwelcher Besonderheit,
die ja in übergewöhnlichem Grade vorhanden ist: man beachte das
abnorme Läugenverhältnis der Lettern, die sonderbare Schleifenaus-

Fig. 29.

bildung, die Behandlung des t-Querstrichs, die Häufigkeit des Win-
kels, die Pastosität, die Verbundenheit, die Art der Hinzufügungen.
Mit Leichtigkeit würde man aus ihren besonderen Merkmalen« dieser
Schrift einen Steckbrief ausstellen und bei verfügbarem Vergleichs-
material den Anonymus fassen. Besonderheit mag bis zur Monstro-
sität gedeihen, das Geheimnis lebendiger Eigenart aber liegt in der
immer neuen Ähnlichkeit, mit der sie oft haarscharf die Gleichheit
umspielt, ohne ihr jemals anheimzufallen. — Damit man endlich
nicht meine, tote Formen rührten von niedriger Bildung her, geben
wir noch die Handschrift Fig. 29, die an Leerheit nichts zu wün-
 
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