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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 3.1914-1919

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Zweites Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2777#0251
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Neue Untersuchungen. 245

tives Maximum erreicht, daß sie dann langsam weiter ansteigt, und
daß durch Pipek nachgewiesen worden ist, daß das absolute Maximum
selbst nach 8 Stunden noch nicht erreicht ist. Es wäre nun denk-
bar, daß der Alkohol derartig wirkte, daß durch ihn das Ansteigen
der Dankeladaptation beschleunigt wird und so die Dankeladaptation
Grade erreichte, die unter normalen Bedingungen überhaupt nicht
oder erst nach vielen Standen erreicht werden. Die von uns ge-
fundene Erhöhung der Reizempfindlichkeit wäre dann keine unmittel-
bare Alkoholwirkung, sondern eine indirekte, vermittelt durch die
Adaptation, auf deren Ansteigen der Alkohol beschleunigend wirkt.
Diese Annahme nun kann man machen. Die Tatsache der Erhöhung
der Beizempfindlichkeit durch die Alkoholwirkung bliebe unangetastet
bestehen. Nur hätte man für die Erhöhung der Beizempfindlichkeit
zugleich eine Erklärung gegeben, indem man sie auf eine weitere
Ursache, eben die beschleunigte Adaptation zurückführt.

Nun ist die Frage nach der eigentlichen Ursache der Erhöhung der
ßeizempfindlichkeit durch den Alkohol eine besondere und gehört in den
Zusammenhang von Betrachtungen, die darauf abzielen, zunächst einmal
Tatsachen zu konstatieren, überhaupt nicht hinein. Allein nachdem
die Frage nach der ursächlichen Bedeutung der Adaptation für den
Ausfall der Versuche einmal gestellt worden ist, möchten wir auf sie
die Antwort geben, daß die indirekte Wirkung des Alkohols auf die
Steigerung der Beizempfindlichkeit durch die Vermittelung des Adap-
tationseinflusses unwahrscheinlich ist. Wir haben nicht nur gefunden,
daß unter Alkoholwirkung Lichtreize perzipiert werden, die unter
normalen Bedingungen unterschwellig bleiben. Sondern unsere Unter-
suchungen über den zeitlichen Verlauf der Alkoholwirkung belehrten
ins auch, daß sich die Steigerung der Beizempfindlichkeit nach einer
gewissen von der Alkoholdosis abhängigen Zeit wieder verliert. Dem-
entsprechend müßte man also, wenn man die Steigerung der Beiz-
empfindlichkeit auf einen beschleunigten Adaptationsverlauf ursächlich
zurückführen wollte, annehmen, daß die Adaptation sich schneller
vollzieht als in der Norm und daß, nachdem ein relatives Adaptations-
maximum erreicht worden ist, die Adaptation auf frühere niedrige
Stufen wieder zurücksinkt. Das wäre aber ein Verlauf der Adap-
tation, der sehr wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat. Wenn man
em Alkohol einen beschleunigenden Einfluß auf den Adaptations-
 
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