350 H. Klien.
usw.) und die durch sie hervorgerufenen Spannungsempfindungen nach dem S. 338
Gesagten als Grundlage der Zeitgrößenwahrnehmnng aus. Anders steht es mit
den akkommodativen Muskelanspannungen», soweit sie willkürlich sind. Auch
hier können aber, da bei Vergleichung von mit verschiedenen Sinnesreizen er-
füllten Zeitstrecken ganz verschiedene Muskeln in Tätigkeit treten, nicht die
entsprechenden Muskelspannungsempfindungen selbst die Grundlage der Zeit-
schätzung abgeben (s. S. 338). Vielmehr vergleichen wir auch hier die mit dem
Aussenden der zentralen motorischen Willensimpulse geleistete psychische Arbeit,
die ja von ähnlichem Charakter ist wie die beim Aufmerksamkeitsakte geleistete2.
Offenbar kann je nach individueller Veranlagung und zum Teil auch ■willkürlich
bei dem gleichen Aufmerksamkeitsakt bald mehr das apperzeptive, bald mehr
das motorische Tätigkeitsbewußtsein hervortreten.
Noch ein anderes Moment scheint mir hier eine Rolle zu spielen.
Abstrakten Vorstellungen, Begriffen und dergleichen kommt, wie
die einfache Selbstbeobachtung lehrt, auch wenn die Aufmerk-
samkeit auf sie gerichtet ist, nur ein ganz unbestimmter Zeitwert
zu ; auch reproduzierte Erinnerungsbilder konkreter Dinge erwecken
im allgemeinen nur eine recht undeutliche Zeitgrößenvorstellung.
Deutlicher wird dieselbe, wenn die Erinnerungsbilder in sehr pla-
stischer Form auftauchen, so daß sie sinnlichen Wahrnehmungen
ähnlicher werden3. Wirklich deutliche Vorstellungen von be-
grenzten, als von uns unabhängig empfundenen Zeit-
größen entstehen aber erst in Verbindung mit sinnlichen
Empfindungen bzw. Vorstellungen, die nach außen proji-
ziert, objektiviert werden. Mit der Objektivierung dieser
Empfindungen objektivieren wir gewissermaßen zugleich die durch
die Wahrnehmung derselben entstehenden Zeitgrößen Vorstellungen :
Es entsteht in uns die Vorstellung einer von uns unabhängi-
gen, objektiven Zeit, in welche die Objekte eingeordnet sind.
In dieser Beziehung ist also die Richtung der Aufmerksamkeit von
Belang für die Entstehung der Zeitgrößenvorstellungen. Daß die-
selben bei Einstellung der Aufmerksamkeit auf von außen gegebene
Vorgänge viel deutlicher sind, beruht vielleicht auf einem Anpassungs-
prozeß, indem der Zeitwert dieser Vorstellungen, die richtige zeit-
liche Beurteilung der äußeren Vorgänge, von größter Bedeutung f"r
unser zweckmäßiges Handeln ist, während die Schätzung der Dauer
1 Im weiteren Sinne sollen hier damit alle auf eine bessere Wahrnehmung
des Reizes hinzielenden Körperbewegungen verstanden werden.
2 Cf. S. 328, Anmerkung 2.
3 So z. B. bei Pseudohalluzinationen.
usw.) und die durch sie hervorgerufenen Spannungsempfindungen nach dem S. 338
Gesagten als Grundlage der Zeitgrößenwahrnehmnng aus. Anders steht es mit
den akkommodativen Muskelanspannungen», soweit sie willkürlich sind. Auch
hier können aber, da bei Vergleichung von mit verschiedenen Sinnesreizen er-
füllten Zeitstrecken ganz verschiedene Muskeln in Tätigkeit treten, nicht die
entsprechenden Muskelspannungsempfindungen selbst die Grundlage der Zeit-
schätzung abgeben (s. S. 338). Vielmehr vergleichen wir auch hier die mit dem
Aussenden der zentralen motorischen Willensimpulse geleistete psychische Arbeit,
die ja von ähnlichem Charakter ist wie die beim Aufmerksamkeitsakte geleistete2.
Offenbar kann je nach individueller Veranlagung und zum Teil auch ■willkürlich
bei dem gleichen Aufmerksamkeitsakt bald mehr das apperzeptive, bald mehr
das motorische Tätigkeitsbewußtsein hervortreten.
Noch ein anderes Moment scheint mir hier eine Rolle zu spielen.
Abstrakten Vorstellungen, Begriffen und dergleichen kommt, wie
die einfache Selbstbeobachtung lehrt, auch wenn die Aufmerk-
samkeit auf sie gerichtet ist, nur ein ganz unbestimmter Zeitwert
zu ; auch reproduzierte Erinnerungsbilder konkreter Dinge erwecken
im allgemeinen nur eine recht undeutliche Zeitgrößenvorstellung.
Deutlicher wird dieselbe, wenn die Erinnerungsbilder in sehr pla-
stischer Form auftauchen, so daß sie sinnlichen Wahrnehmungen
ähnlicher werden3. Wirklich deutliche Vorstellungen von be-
grenzten, als von uns unabhängig empfundenen Zeit-
größen entstehen aber erst in Verbindung mit sinnlichen
Empfindungen bzw. Vorstellungen, die nach außen proji-
ziert, objektiviert werden. Mit der Objektivierung dieser
Empfindungen objektivieren wir gewissermaßen zugleich die durch
die Wahrnehmung derselben entstehenden Zeitgrößen Vorstellungen :
Es entsteht in uns die Vorstellung einer von uns unabhängi-
gen, objektiven Zeit, in welche die Objekte eingeordnet sind.
In dieser Beziehung ist also die Richtung der Aufmerksamkeit von
Belang für die Entstehung der Zeitgrößenvorstellungen. Daß die-
selben bei Einstellung der Aufmerksamkeit auf von außen gegebene
Vorgänge viel deutlicher sind, beruht vielleicht auf einem Anpassungs-
prozeß, indem der Zeitwert dieser Vorstellungen, die richtige zeit-
liche Beurteilung der äußeren Vorgänge, von größter Bedeutung f"r
unser zweckmäßiges Handeln ist, während die Schätzung der Dauer
1 Im weiteren Sinne sollen hier damit alle auf eine bessere Wahrnehmung
des Reizes hinzielenden Körperbewegungen verstanden werden.
2 Cf. S. 328, Anmerkung 2.
3 So z. B. bei Pseudohalluzinationen.