Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III.
DEUTSCHE UND NIEDERLÄNDER

BIS ZUM ENDE DES SECHZEHNTEN
JAHRHUNDERTS

LV Jährlich wäre es zu wünschen, daß die besten deut*
VV sehen Meister der Vergangenheit in jeder größeren
Galerie Deutschlands vertreten wären, allein die Miß*
achtung, der sie jahrhundertelang anheimgefallen waren,
mangelndes Verständnis und mangelnde Mittel, nachdem
sie endlich wieder ans Licht getreten waren, haben dies
verhindert. Es wird gemeinhin viel zu wenig bedacht, daß,
nachdem zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts die
Romantiker die großen deutschen Maler und wenigstens
einen und den anderen Bildhauer recht eigentlich wieder
entdeckt hatten, ihre Funde darum noch keineswegs
Gemeingut der Nation wurden. Abgesehen von Dürer,
Holbein und Cranach, deren Ruhm nie erloschen war
und deren Werke, gleichsam von ferne, mit scheuer
Verständnislosigkeit betrachtet wurden, blieb die Menge
der nicht gerade Weltberühmten für das Publikum der
Gebildeten, das eine klassizistische Ästhetik, wenn nicht
mit der Muttermilch, so doch mit dem Gymnasialunter*
richt eingesogen hatte, eine unkontrollierte Masse von
Altertümlichkeiten — gut genug für gewisse Museen.
Die Millionäre, die noch in den fünfziger Jahren mit
stolzem Vergnügen ihre Wände mit Ruisdael und Ever*
dingen oder mit Albani, Carlo Dolci und Sassoferrato
schmückten, wären erstaunt gewesen über die Zumutung,

X- 55 *
 
Annotationen