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VIII.
DIE NIEDERLÄNDER DES
SIEBZEHNTEN JAHRHUNDERTS
REMBRANDT
In einer Geschichte der holländischen Malerei verdient
Rembrandt aus mehreren Gründen ein besonderes
Kapitel. Nicht nur,um ihn als denGrößesten und Einzigen
hervorzuheben, sondern weil er abseits steht. DerVerlauf
der Entwicklungsgeschichte ließe sich in einer folge*
richtigen Verkettung der Schulen, der Meister und ihrer
Bestrebungen so darstellen, daß die Reihe an Rembrandt
vorbeiführt. Einer seiner vertrautesten und bekanntesten
Schüler wie Gerard Dou hat sich noch in jüngeren Jahren
von ihm abgewandt, um Ruhm und Geld mit Arbeiten
zu gewinnen, die so ziemlich das Gegenteil von dem
bedeuten, was Rembrandt der Welt geschenkt hat. Und
dieser Fall ist typisch. —Wohl hat Rembrandt früh Erfolg
und Ehre genossen, allein gewissermaßen infolge eines
Mißverständnisses, d. h. um solcher Eigenschaften willen,
auf denen sein ewiger Wert nicht beruht. Dem Genie
steht mancherlei Ausdruck zu Gebote, und da Rembrandt
jung, ein Suchender und Werdender war, gelang es ihm
leicht, auch jene Ansprüche zu befriedigen, die ein selbst*
gefälliges Bürgerpublikum — damals wie immer — an
den Künstler stellte. Als er dagegen seine Stimme er*
hob, seine Stimme, als er sich enthüllte und der wurde,
der er war von Anbeginn, da ließ man ihn allein als die
Beute des Unglücks und der Einsamkeit. (Daß wenige

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