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stärkste Größenunterschiede der Rundpfeiler und kühne
Ueberschneidungen wirken zu lassen. Die Farbigkeit ist
von jener Feinheit, die in wohlerwogener Harmonie
alles an seinem Platze zur rechten Wirkung kommen
läßt; das dunkle Grabmal des Oraniers mit der diskret
farbigen Figurengruppe davor steht im Mittelpunkte der
Komposition umgeben von den hellen, doch keineswegs
eintönigen Schattierungen der Architektur. Unübertreff #
lieh ist auch Platz und Größenverhältnis der figürlichen
Staffage. In Summa — es ist eines jener Bilder, die
unter dem Anscheine des Zufälligen und eben deswegen
Lebendigen — eine hohe Notwendigkeit verbergen.
Weder vor# noch nachher hat Houckgeest 'diese Voll#
kommenheit wieder erreicht. Die späteren Varianten
unseres Bildes im Haag und in Stockholm fallen merk#
würdig dagegen ab.
Der berühmteste der holländischen Architekturmaler,
202-204,206 Emanuel de Witte (1618—1692), ist in der Kunsthalle
ungewöhnlich gut vertreten. In ihn) verliert sich bereits
wieder die Geschlossenheit, die wir an unserem Houck#
geest bewunderten. Er sucht kompliziertere Wirkungen
auf und bereichert gern das gewohnte Bild bekannter
Kirchenräume durch Zutaten, wenn er nicht gar eine
Phantasiearchitektur ersinnt. Der ungehemmte Durch#
blick in weite Räume wird geflissentlich vermieden und
das ruhig einströmende Licht durch einen lebhaften
Wechsel zwischen Hell und Dunkel ersetzt. DerVersuch,
sich angesichts seiner Bilder etwa den Grundriß der
dargestellten Architektur klar zu machen, gelingt nicht
leicht, doch fühlt sich der Beschauer gefesselt durch eine
Fülle, die vielmehr durch die weise, auf ein tiefes Braun
gestimmte Tonigkeit vereinheitlicht wird als durch die

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