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420
(Abb. 36)

V.
DIE NIEDERLÄNDER DES
SIEBZEHNTEN JAHRHUNDERTS
TIERBILD UND STILLEBEN

Zu den Eroberungen der Malerei des glorreichen
siebzehntenJahrhunderts gehört auch dasTierbild.
In Flandern durch naiv gemalte Tierversammlungen
(z. B. von Jan Brueghel und Roelant Savery) vorbereitet,
empfing es höheres Leben durch Rubens. Dessen all*
umfassender Genius ergriff auch diesen Stoff, um ihn
auf seine Art zu gestalten in heroischen Tierkämpfen
oder in Löwenjagden, Nilpferdjagden, bei denen es mit
Säbelschwingen, Lanzenstechen und Blutvergießen aus
gräßlichen Wunden hoch hergeht. Denn auch das
Furchtbare wird dem barocken Geschmack zum schweb
gerischen Fest. Der Geist des Rtfbens wirkt in seinem
Umkreis erweckend und seine überlegen breite Hand*
habung der Kunstmittel feuert zur Nachahmung an.
Wer ihm naht, der wird ihm ähnlich und handelt wie
sein Beauftragter. So gibt es prachtvolle rubensartige
Tierstücke von Snyders, die wir leider entbehren, und
dessen Schwager Paul de Vos (1590 —1678), von dem
wir eines besitzen. Paul de Vos war gewiß ein tüchtiger
Meister, aber im Grunde doch einer von jenen Mitge*
rissenen, deren inneres Format der großen Geste nicht
entsprach. Dies würde in unserem Falle, dem Kampf
zwischen Hahn und Puter, noch deutlicher, wenn dem
Bilde sein ursprünglicher Umfang belassen wäre. Sein
Vorbesitzer hat es durch Umschlagen der Leinewand

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