Kunst, gewährt, nach Belieben mit Farben und Formen
zu schalten durch eine scheinbar zufällige Zusammen*
Stellung von Blumen, Früchten, Stoffen, Gerät aller Art
und den genießbaren Schätzen der Küche und der Tafel.
In einer Zeit erhöhter Geistesbildung hat man es als
seelenlos verachtet. Und doch vereinigt es Phantasie
und Geschmack in anmutigem Spiel, ja, wohl verstanden
ist es gerade in der Leblosigkeit seiner Gegenstände
Probe und Musterbeispiel für eine der hohen Aufgaben
aller Kunst, die in der Überwindung des Stofflichen
durch dessen beseelte Darstellung besteht. Unsere
germanischen Sprachen beweisen dafür ein feines Ver*
ständnis, indem sie das, was die Franzosen »nature
morte« heißen, ein »stilles Leben« nennen.
Wiederum gehen die Flamen, die Erben größter
Überlieferung, voran. Im Bannkreise von Rubens sind
die schwelgerischen Küchenstilleben von Frans Snyders
(1579—1657) entstanden, willkommene Schilderungen für
die Gesellschaft des flandrischen Volkes, das allezeit die
Freuden wohlbesetzter Tafeln zu schätzen wußte. Unser
großes Bild ist ein Musterbeispiel seiner Kunst. Die
Hauptfigur darin, der aufgebrochene Rehbock, deutet in
dem Nebeneinander des braunen Fells und des klaffenden
roten Bauchschnitts die farbige Harmonie des Ganzen
an. Immer wieder Rot und Braun, dazu Flecken von
Weiß und hie und da ein gedämpftes Grün. Das Stoff*
liehe mit hoher Meisterschaft gemalt, prachtvoll nament*
lieh der große leuchtend rote Hummerl Und die Fülle
der Gegenstände mit überlegener Leichtigkeit geordnet!
Snyders blieb unerreicht. Seine Nachfolger, Paul de Vos
und Jan Fyt (1611—1661), verharren in weitem Abstand
von ihm trotz offenkundiger Verwandtschaft in allem
381
(Abb. 38)
* 105 *
zu schalten durch eine scheinbar zufällige Zusammen*
Stellung von Blumen, Früchten, Stoffen, Gerät aller Art
und den genießbaren Schätzen der Küche und der Tafel.
In einer Zeit erhöhter Geistesbildung hat man es als
seelenlos verachtet. Und doch vereinigt es Phantasie
und Geschmack in anmutigem Spiel, ja, wohl verstanden
ist es gerade in der Leblosigkeit seiner Gegenstände
Probe und Musterbeispiel für eine der hohen Aufgaben
aller Kunst, die in der Überwindung des Stofflichen
durch dessen beseelte Darstellung besteht. Unsere
germanischen Sprachen beweisen dafür ein feines Ver*
ständnis, indem sie das, was die Franzosen »nature
morte« heißen, ein »stilles Leben« nennen.
Wiederum gehen die Flamen, die Erben größter
Überlieferung, voran. Im Bannkreise von Rubens sind
die schwelgerischen Küchenstilleben von Frans Snyders
(1579—1657) entstanden, willkommene Schilderungen für
die Gesellschaft des flandrischen Volkes, das allezeit die
Freuden wohlbesetzter Tafeln zu schätzen wußte. Unser
großes Bild ist ein Musterbeispiel seiner Kunst. Die
Hauptfigur darin, der aufgebrochene Rehbock, deutet in
dem Nebeneinander des braunen Fells und des klaffenden
roten Bauchschnitts die farbige Harmonie des Ganzen
an. Immer wieder Rot und Braun, dazu Flecken von
Weiß und hie und da ein gedämpftes Grün. Das Stoff*
liehe mit hoher Meisterschaft gemalt, prachtvoll nament*
lieh der große leuchtend rote Hummerl Und die Fülle
der Gegenstände mit überlegener Leichtigkeit geordnet!
Snyders blieb unerreicht. Seine Nachfolger, Paul de Vos
und Jan Fyt (1611—1661), verharren in weitem Abstand
von ihm trotz offenkundiger Verwandtschaft in allem
381
(Abb. 38)
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