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hundert des Barocks. Die Tonart bildender Kunst war
damals durchaus naturalistisch, ob es um die Darstellung
des Transzendenten ging oder um die gemeine Wirk#
lichkeit. Eben darauf beruhen die starken überall sinnlich
gefärbten Wirkungen dieser Kunst. Die Kirche, die
katholische wie die protestantische, hat ihren Nutzen
daraus gezogen. Malerei und Plastik des Barocks durften
unbedenklich den Himmel auf die Erde herabziehen und
z. B. die liebevollen Verzückungen glaubenstrunkener
Heiligen oder die gräßlichsten bluttriefenden Qualen
der Märtyrer mit handgreiflicher Deutlichkeit den Gläu#
bigen vor Augen und zu Gemüte führen. Im katholischen
Norden ging darin am weitesten der große Rubens.
Für die Protestanten, die einer kultischen Kunst ent#
sagt hatten, fand nur der eine Rembrandt in einer ge#
heimnisvoll verinnerlichten Darstellung alltäglicher Er#
scheinungen den erlösenden Ausdruck, während unter
den Händen der übrigen, auch der Rembrandtschüler,
die Schilderung heiliger Vorgänge in die Bereiche des
Trivialen herabsank.
Für diese höchst merkwürdigen Vorgänge finden wir
in unserer kleinen Sammlung immerhin ein paar Bei#
spiele. Rubens fehlt freilich, doch haben wir aus seiner
Umgebung den Antwerpener Jacob Jordaens (1593
bis 1678), einen derb gesinnten fruchtbaren Meister, der,
in Äußerlichkeiten Rubens verwandt, freilich gerade
dessen großartige Beschwingtheit entbehrte. Von der
liebenswürdigen Seite zeigt er sich uns in dem Anblick
eines blondlockigen kraftstrotzenden Knaben. Eine
andere Studie zweier Köpfe eines Alten und eines derben
Jünglings, gehören offenbar zu den Vorarbeiten für ein
großes religiöses Bild der Verkündigung an die Hirten

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