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Pauli, Johannes; Bolte, Johannes [Editor]
Schimpf und Ernst (1. Theil): Die älteste Ausgabe von 1522 — Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.57346#0028
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*24 Einleitung
Junior, demSpeculum exemplorum des Aegidius Aurtfaöer, dem unter dem
Namen des Vincentius von Beauvais gehenden Speculum morale, den
Gesta Romanorum, den Legendensammlungen des Jacobus a Voragine
und Caesarius von Heisterbach, dem Bonum universale de apibus des
Thomasvon Cantimprö, den Predigtbüchern seiner Ordensbrüder Johannes
Gritsch, Robertus Laracciolus von Lecce, Bernardinus de Dustts, dem
als Sialogus creaturarum bezeichneten Kabelbuche des Mayno de'Mayneri
usw. Doch ist es im einzelnen Kalle ost schwer, seine unmittelbare Quelle fest//
zustellen, da viele dieser Geschichten gleichlautend bei verschiedenen Autoren
wiederkehren und Pauli sich, wie wir sahen, keineswegs peinlich an den V?ori>
laut seiner Texte bindet. Auch muß man mit der Möglichkeit rechnen, daß
Pauli, wie es Stiefel z. B. für Hans Sachs erwiesen hat, zu seiner Vorlage
eine zweite, vielleicht nur im Gedächtnis aufbewahrte Version hinzuzog. V^ert//
voll ist natürlich, daß Pauli eine ganze Reihe mittelalterlicher und antiker
Schriftsteller als Gewährsmänner von Erzählungen oder Senksprüchen an//
führt aber es wäre verfehlt, wollte man daraus jedesmal auf eigene Lek//
türe des genannten Autors schließen. Senn manche dieser Zitate stammen
aus zweiter Hand, so Johannes Rider und Jakob von Vitry^I aus dem Spe//
culum exemplorum und der Scala celi, so auch die meisten Stellen des Terenz,
Vergil, Horaz, Seneca.
Unzweifelhaft wird jedoch durch die Häufigkeit der Zitate die direkte De//
Nutzung zweier Autoren, deren Geistesrichtung Pauli besonders sympathisch
gewesen zu sein scheint, Keltx Hemmerltnsund Krancesco Petrarcas. Ser
Zürcher Chorherr zog ihn an durch sein unerschrockenes Auftreten gegen die
Unwissenheit und Sittenlosigkeit des niederen und des hohen Klerus und
durch die bezeichnenden Anekdoten, die er seinen durch Brant gesammelten
Traktaten eingestreut hatte. In den formvollendeten Schriften des großen
italienischen Gelehrten aber fand Pauli nicht nur eine ausgezeichnete Kennt//
nis des römischen Altertums, sondern vor allem den Ausdruck einer fein//
fühligen und beweglichen Persönlichkeit, die zwar an dem streng asketischen
Ideal des Mittelalters festhielt, aber die weltlichen Singe von einem freieren
 
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