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Nautilusgehäuse besteht, während der Rest Goldschmiedearbeit ist. Letztere
Gattung stammt auch von ihm und seinen Zeitgenossen. Dazu Beispiele im
Grünen Gewölbe, in Arbeiten von F. Hillebrand und Chr. Kunad aus Nürn-
berg, Samuel Becker aus Braunschweig oder Andr. Klette aus Torgau (Sponsel I,
Taf. 34, 35 und 36), ebenso in Kassel oder München.0 — Wir bilden hier einen
Schuppenpapagei von Hillebrand aus dem Grünen Gewölbe ab (Taf. XXXV, 1);
Perlmutter-Schuppenvögel stehen ferner im Museum von Gotha, im National-
museum von Kopenhagen (Taube) usw.

Die Goldschmiede Elias Geyer und Friedrich Hillebrand nebst anderen
belegten Pokale und Doppelpokale mit verschieden geformten Perlmutter-
plättchen, ganz in der Art der Kassetten mit Rosettennieten. Beispiele im
Grünen Gewölbe (Sponsel a. a. O. I, Taf. 46) wie in den Kunsthistorischen
Sammlungen von Wien (Taf. XXXVI, 1) (vgl. Quirin Leitner: Schatzkammer
des österreichischen Kaiserhauses; A. Ilg: Album, Taf. 16; J. v. Schlosser:
Ausgew. Gegenstände, Taf. 32). Solche Stücke sind jedenfalls dekorativer
als der von einem knienden Indianer gehaltene Nürnberger Deckelpokal in
Kassel (v. Drach: Ältere Silberarbeiten zu Cassel, Taf. 10), wo der eirunde
Körper und der Deckel durch quadratische oder trapezförmige Perlmutter-
stücke gebildet sind, zusammengehalten von gezackten Metalleisten. Die
Schuppenpokale von F. Hillebrand oder Georg Barst müssen zu Ende des 16.
oder zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Nürnberg sehr beliebt gewesen sein.
Auch die berühmte Jamnitzer-Werkstatt hat ganz ähnliche Stücke geschaffen;
von Christoph Jamnitzer sind aus dem herzoglich Cumberlandschen Besitz in
Wien-Penzing (Weifenschatz) Deckelpokale von gleicher Art bekannt (Marc
Rosenberg, 1920, Taf. 66).

Das Zusammenwirken von Perlmuttertechnik mit Goldschmiedearbeit wird
immer inniger, obgleich gerade bei den besten Stücken die Arbeit des Gold-
schmiedes führend bleibt. Wenn Elias Lencker in Nürnberg (f 1591) auf seinem
Kalvarienberg im Grünen Gewölbe (Sponsel I, Taf. 14) selbst den Berg
aus Muschelschalen und Barockperlen zu bilden für richtig hält, so sind ihm
hierin in der guten Epoche andere nicht gefolgt. Solche Spielereien blieben
vielmehr dem Spätbarock überlassen. Aber Perlmutterplättchen verschiedener
Größe ließen sich diskret auf größeren Goldschmiedearbeiten vorzüglich ver-
werten. Dagegen sind jetzt geschnitzte Reliefs, wie etwa jene nach Dürers
Zeichnungen auf dem verschollenen Nürnberger Pokal des Raudnitzer Schlosses
(Mitteilungen des Erzherzog-Rainer-Museums in Brünn, 1914, S. 156), eine
Seltenheit.

Glatte Perlmuttertäfelchen von meist Rechteckform bilden indessen einen
vorzüglichen Hintergrund für farbige Edelsteine oder benachbartes Email.
Ein reicher Silberbecher dieser Art, wahrscheinlich süddeutschen Ursprungs,
steht im Musee Cluny in Paris (Taf. XXXVI, 2). Gerade die Jamnitzer-

9 Auch Breslauer Goldschmiede wie Joachim Hiller (Nautilus-Strauß in der Rüstkammer von Moskau, Filimonow Nr. 2361
auf Tafel 160) oder Georg Hoffmann (Nautilus-Pfau in Krakau, Czartoryski-Museum; Hintze-Masner S. 40) sind hier beteiligt.
 
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