Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pecht, Friedrich
Kunst und Kunstindustrie auf der Weltausstellung von 1867: Pariser Briefe — Leipzig, 1867

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.1266#0232
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Der Park und die Südseite.

221

noch ein wüstes Chaos, jetzl bereits eiii so reizender Aufent-
halt, eine so schöne Zuflucht für Sehensmüde geworden ist,
daß nian ihnen dcnselben nicht genug empfchlen kann.
Nähere Beschreibung wird cs zu rechtfertigen haben, ob es
zu viel gesagt ist, wenn man behauptet, daß inan ander-
wärts wahrscheinlich so viel Jahre brauchen würde, als eS
hier Wochen gekostet hat, um aus einem kahlen Erercirplatz
so eiwas herzustellen, wenn maii überhaupt jemals auf solche
entweihende Jdeen zu kommen im Stande wäre, abgesehen
davon, daß es auch dann noch schwerlich nur halb so schön
gelänge.

Znnächst bewundern wir die Parkgitter, die vvn zahl-
reichen Fabrikanten derselben geliefert, d, h. znr Ausstellung
ihrer Waaren benutzt wurden, sodaß nicht etwa einS den
Vark einschließt, sondern dcren hunderterlei in allen mög-
lichen Formen und Farben, mit dcn prachtvollstcn Portalen
flch ablösen. Die besten flnd wirklich geschmiedet, aus der
Fabrik von Roy dahier, und wenn sie die Kirchengitter aus
dem vorigen Jahrhundert im cntserntesten nichl erreichen, die
man vor ein paar Jahrcn aus der münchener Frauenkirche
und dem konstanzer Dom als altes Eisen weggeworfen und
fle durch miserables gothisches Latlenwerk ersetzt hat, obwol sie
dcr berühmte Viollet le Duc die grvßken Meisterwcrke der
Schlofferei des Barockstils neunl, so muß man eben bedenken,
daß das neunzehnte Säculum wol an Roheit gelegentlich
frühere ebenso weit übertrifft, als es in echtcr Productivität
hinter ihnen zurückbleibt, wovon eben unsere berüchtigten
Kircheiirestauratione» die klarsten Beweise in Fülle liefern,

Doch kehren wir 'von trockener dilettantischer Barbarei,
wie sie mit ihrer hölzernen Romantik im theuern Vaterlande
bisweilen so zudriuglich ausblüht, in die kühlen Schalten
unsers Parks zurück, ivo uns gleich beim Eingange der
Südseite zahlreiche Gartenpavillons aller möglichen Facon
empfangen, denn der Park ist wie gesagt eine Ausstellung
wic eine andere und enthält absolut gar nichls, was nicht
diesem Zwecke dienke, außcr seiner balsamischen Luft, für
deren Genuß ein halber Franc offcnbar keine zu hohe Ver-
brauchssteuer ist.
 
Annotationen