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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0001
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AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON: ARBEITSBERICHT VON C. HUMANN 47

DIE ERGEBNISSE DER AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON

1880—1881.

VORLÄUFIGER BERICHT

VON

A. CONZE, C. HUMANN UND R. BOHN.

I. ARBEITSBERICHT
VON CARL HUMANN.

Die pergamenischen Ausgrabungen von 1878—79') hatten einen so reichen
materiellen Ertrag geliefert, wenn man das Auffinden und Heimführen von Kunst-
werken so nennen darf, dass es vielen Freunden unserer Museen selbstverständlich
erschien, dass das bisher so dankbare Feld weiter bearbeitet werden würde. Die der
Sache näher Stehenden mussten sich zwar sagen, dass fast die gesammten Funde in der
Umgebung des Altarbaus gemacht worden seien und nicht jeder andere Platz gleich
ergiebig sein könne, wie ja die bedeutende Ausgrabung am Augusteum so gut
wie nichts, die im Gymnasium sehr wenig von Museumsstücken gespendet hatte.
Einen andern festen Punkt, wo mit Sicherheit Kunstschätze zu vermuten seien,
wusste man aber nicht anzugeben. Dennoch lagen triftige Gründe vor, welche zu
einer Wiederaufnahme der Arbeiten antrieben.

Zunächst war es höchst wahrscheinlich, ja fast sicher, dass bis auf gewisse
Entfernung vom Altare kleinere Fragmente seiner Skulpturen, besonders der Giganto-
machie, verschleppt sein dürften. Wer aber die Gigantomachie zu schätzen weiss
und verfolgt hat, wie oft mit Hülfe der kleinsten Bruchstucke sich Figuren und ganze
Gruppen aufgebaut haben, und wie dabei ein einziges Stückchen als Schlüssel zur
Erkenntniss eines Zusammenhanges von unendlichem Werte sein kann, der weiss
auch, dass, um sämmtliche etwaigen Ueberbleibsel des gewaltigen Werkes zu finden
und zu bergen, keine Bemühung zu gross scheinen konnte, dass es absolut geboten
war, alles Zugehörige zu finden.

Ferner hatten die Ausgrabungen Fragen geschaffen und offen gelassen, auf
deren Lösung die wissenschaftliche Welt ein Recht besass. Im ersten vorläufigen
Bericht ist auf Seite 80—84 die Wichtigkeit der Inschriften der von uns kurz
sogenannten Schlachten-Monumente dargethan. Eine fernere Ausgrabung musste Er-
gänzungen, konnte vielleicht Zusammenhang hinein bringen, vielleicht den ursprüng-
lichen Standort ergeben, wenn man auch nicht daran denken durfte, noch Reste der
einstigen Bronze-Gruppen zu finden.

Ferner: das älteste Burg-Heiligtum war der Tempel der Athena Polias, um
welchen sich nach und nach eine Menge Denkmäler gruppiert haben mussten; auf die

') Jahrbuch I, S. 127 ff.
 
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