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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0032
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78 AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON: DIE EINZELFUNDE

oder wurde, wie sich ja Aehnliches auch in dem Peribolos des Augusteums gezeigt
hat, die Aufstellung der Bildgruppen zugleich mit dem Umbau des Platzes verändert?

Andere Monumente werden längs des Südrandes gestanden haben, wie mehr-
fache Fundamentreste andeuten. In der Mitte des Platzes aber ist noch das Stück
der Fundierung für einen Rundbau von etwa 5 Meter Durchmesser erhalten. Er
ist später abgebrochen und in die Apsis der vorerwähnten byzantinischen Kirche
verbaut worden, und so ist uns das Material teilweise erhalten. Die Werkstücke
sind aus dunkelblauem Marmor gearbeitet. Auf mehreren Stufen erhob sich ein
Sockel, der an seinem Rande nach den Spuren zu urteilen Bronzefiguren getragen
hat. Er diente aber nur als Unterbau für eine darüber sich erhebende Rundbasis,
deren Form wir nicht mehr näher bestimmen können. Das ganze Denkmal war der
Inschrift nach dem Augustus, dessen Statue den oberen Sockel gekrönt haben
wird, geweiht. Die Inschrift selbst wird weiter unten mitgeteilt werden. Dass
aber ausserdem noch zahlreiche Statuen, namentlich auch von Priesterinnen der
Athena Polias, umher gestanden haben, wissen wir aus den vielen inschriftlich
bezeichnet aufgefundenen Basen.

Um eine Vorstellung von der einstigen Wirkung dieses heiligen Platzes zu
geben, ist auf Tafel III der Versuch einer Rekonstruktion gemacht worden. Es ist ein
Blick von Süden her. Im Vordergrund erscheint die Südterrassenmauer mit ihren
gewölbten Nischen, links der Athenatempel, an ihm vorbei sieht man hinab in das
Selinusthal; ganz rechts sind die Türme, von denen ausgehend die doppelgeschossige
Halle zunächst nördlich läuft und dann in langer Front nach West umbiegt. Ueber
die Halle schauen noch die Marmorsäulen des Augustustempels herüber.

So viel als vorläufige Mitteilung über die Gesammtanlage des Heiligtums der
Athena. Auf die Ergebnisse sonstiger kleinerer Untersuchungen, welche sich daran
anknüpften, schon jetzt einzugehen, erscheint nicht angebracht. Dieselben werden im
Zusammenhange in der grösseren Publikation, welche wir vorbereiten, gegeben
werden.

III. DIE EINZELFUNDE.
VON ALEXANDER CONZE.

Nachdem Herr Humann über Plan und Verlauf der Ausgrabungen, Herr Bohn
über das eine Hauptergebniss, den Nachweis des pergamenischen Stammheiligtums,
des Tempels der Athena Polias, und seine monumentale Ausstattung berichtet haben,
bleibt zur Ergänzung noch eine Uebersicht der Einzelfunde zu liefern, obwohl
Manches davon schon in den voranstehenden Berichten Erwähnung gefunden hat.

Die überwiegende Mehrzahl aller Fundstücke gehörte einst zu einem umfassen-
den Ganzen; es sind zumeist Ueberreste der Ausstattung des Athenaheiligtums.
Zu ihm stand, wie jetzt immer mehr erhellt, auch der grosse Altarbau in Be-
ziehung. Wenden wir uns zunächst mit einem Ueberblicke auf das, was die letzt-
 
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