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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0002
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48 AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON: ARBEITSBERICHT

Polias und ihr Heiligtum bezogen sich viele der gefundenen Inschriften; — wollte
man je zur Erkenntniss der ganzen Burganlage kommen, so musste man vor Allem
die Lage des Polias-Tempels kennen. Vermutet wurde von uns Allen, dass er auf
dem Plateau mitten zwischen dem Altar und dem Augusteum gestanden haben müsse;
aber dort war nur Rasen und Gestrüpp und der Tempel blieb zu suchen.

Diese Erwägungen waren es wohl zunächst, welche die königliche Regierung,
von Seiner K. und K. Hoheit, dem Kronprinzen, dem Protektor der Königlichen
Museen, aufs wärmste unterstüzt, bewogen, an eine neue Ausgrabung zu denken.
Nachdem im Monat Mai 1880 auf Antrag der Herren Ressortminister Seine Majestät
der Kaiser und König die Gnade gehabt hatte die nötigen Gelder zu bewilligen,
erging von Seiner Excellenz dem Herrn Kultusminister von Puttkamer das Gesuch
an den Kaiserlichen Botschafter in Konstantinopel, Herrn Grafen Hatzfeldt, einen
neuen Firman erwirken zu wollen.

Dieser Firman, des Inhalts, dass dem Königlich Preussischen Museum für ein
ferneres Jahr die Erlaubniss gegeben sei, auf der Burg von Pergamon nach Alter-
tümern zu graben, wurde dem Kaiserlichen Botschafter am 3i. Juli vom türkischen
Unterrichts-Minister übergeben. Zwei Tage vorher war ich aus Deutschland nach
Smyrna zurückgekehrt; am 6. August bereits wurde mir der neue Firman vom
Kaiserlichen Konsul daselbst übergeben, und von Seiner Excellenz dem Herrn
Minister von Puttkamer erhielt ich wiederum den ehrenvollen Auftrag, die tech-
nische Leitung der Arbeiten zu übernehmen, hierbei, wie früher, nach Herrn Direktor
Conze's Dispositionen zu handeln, während die Mitwirkung des Herrn Regierungs-
baumeisters Bohn als Architekt mir gesichert wurde.

Ich engagierte wieder dieselben bewährten Aufseher, die wir früher gehabt,
Jani Laludis und Jani Samothrakis, und sandte den letzteren schon am 7. August
nach Pergamon voraus, um das gesammte deponierte Werkzeug in guten Stand zu
setzen, den Burgweg von den Verhauen zu befreien und Alles für den Beginn der
Arbeiten vorzubereiten. Am 21. August reiste ich nach Mytilene, setzte von da nach
Dikeli über und langte am 22. in Pergamon an, wo ich ein ziemlich geräumiges Haus
mietete und wie früher einrichtete. Als türkischer Kommissar wurde ein gewisser
Husni-Effendi ernannt, ein früherer Bürgermeister des benachbarten Ortes Tschand-
arlik. Als er später von Midhat-Pascha zum Polizeichef in Smyrna ernannt wurde,
trat Hadji Achmed-Effendi an seine Stelle, ein verständiger bescheidener Mann, der
dann bis zum Schlüsse bei uns blieb.

Meine Aufgabe war, in erster Linie überall da zu suchen, wo noch etwa Teile
vom Altarbau, namentlich der Gigantomachie angehörige, vermutet werden könnten,
dann nach ferneren Stücken der so hochwichtigen Inschriften der Schlachten-
Monumente zu graben, den Standort dieser Monumente womöglich zu finden und
ganz besonders dem Tempel der Athena Polias nachzugehen.

Am 24. August stand ich, als die Sonne aufging, mit 60 Arbeitern auf dem
Altarplatze und wieder, wie vor zwei Jahren, eröffnete ich im Namen unseres
erhabenen Kronprinzen die Arbeit.

Zur Erläuterung alles dessen, was von da an gethan wurde, dient das Kärtchen
auf Taf. I. Es umfasst so ziemlich die ganze eigentliche Krone der Burg, von der
nördlichsten Spitze an, wo die Werkstücke des Tempels der Julia in eine Mauer ver-
baut sind, bis zur byzantinischen Mauer im Süden, in der wir einst den grössten Teil
der Gigantomachieplatten fanden. Dieses Terrain ist etwa jb 000 Quadrat-Meter gross,
 
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