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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0021
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VON C. HUMANN 6/

198 griechische Inschriften oder Bruchstücke von solchen, die jedoch nicht
alle zum Transport bestimmt wurden.

2 grosse und mehrere kleine Architektur-Stücke (Friese) mit Blumen-
Ornamentik, ferner Tischfüsse, Greifenklauen etc.

20 marmorne Reliefplatten mit Waffendarstellungen von den Brüstungen
der Halle um den Athenatempel, nebst dazu gehörigen Unterlags- und
Deckplatten, sowie Zwischensäulen.

3 Nischenmonumente in Stücken.

Endlich Kupfermünzen, Bronze- und Mosaikfragmente, Stücke von gemaltem
Verputz, einige gestempelte Thonröhren und Ziegel.

Mitgenommen wurde ferner zur Wiederaufstellung im Königlichen Museum
ein zweisäuliger Ausschnitt vom Aufbau des Athenatempels und ebenso von der
Hallenanlage, ausserdem vieles Vereinzelte an Architekturstücken.

Somit hat die zweite Campagne in Pergamon erfüllt, was sie erfüllen sollte und
noch Manches darüber hinaus. Die obere Burganlage ist in ihren wichtigsten Teilen
aufgedeckt, der wissenschaftlichen Forschung ist reiches Material neu zugeführt, die
Königlichen Museen und die Hauptstadt sind um manchen Schatz bereichert, der die
aufgewandten Kosten reichlich aufwiegt. Die Männer, die uns aussandten, an ihrer
Spitze der erhabene Sohn unseres Kaisers, werden befriedigt sein, wenn auch eine
Gigantomachie nicht zum zweiten Male gefunden werden konnte.

Während wir über ein Jahr lang arbeiteten, ist eine andere Suche mit der
unsrigen Hand in Hand vorwärts gegangen. In den Museumssälen hat sich Fragment
an Fragment, Glied an Glied gefügt, haben sich Figuren und Gruppen gebildet, und
Gruppen sich vereinigt zu riesengrossem Ganzen. Was uns in oft freudlosen Tagen
und Wochen in Pergamon belebte, das waren die Berichte von daher. Wie ist die
Gigantomachie, die immer das Höchste bleiben wird, was Pergamon uns geschenkt,
seit Jahresfrist gewachsen an Grösse, an Einheit und Klarheit, und wie ist ihr Kunst-
wert in helleres Licht getreten! Und so werden auch die tausend Fragmente, die
wir jetzt bringen, ihren wahren Wert erst in der stillen Arbeit des Museums
erhalten.

Liegen aber noch immer Reste der Gigantomachie in Pergamon? Wahrscheinlich.
Sind noch andere Kunstschätze dort verborgen? Sicherlich. Werden wir wieder dort
graben? Ich hoffe es.

SMYRNA, ENDE OKTOBER 1881.

II. DIE ARCHITEKTUR.

VON RICHARD BOHN.

Drei grosse Terrassen sind es, mit denen der westliche Teil der pergamenischen
Burgkrone sich nach Süden hin senkt. Auf der mittleren derselben wurde in der
letzten Ausgrabungscampagne das monumentale Hauptresultat gesucht und gefunden,

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