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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0022
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68 AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON: DIE ARCHITEKTUR

zwischen dem Altarbau auf der unteren und dem Augusteum auf der oberen Terrasse,
der Tempel und das heilige Bezirk der Athena Polias. Ich recapituliere zunächst in
den Hauptzligen den Zustand des Platzes vor der Ausgrabung.

Es war ein weites Rasenfeld, welches sich vom Augusteum aus südwärts bis
an den von türkischen Mauern eingefassten Rand oberhalb des Altarplatzes ausdehnte,
mit wenigen Trümmern bedeckt, nur südlich ragten einige Säulenstumpfe hervor;
erst allmälig, dann stärker stieg es nach Nord-Ost an, wo man in einigen recht-
winklig aufeinander stossenden Mauern, die noch in mehreren Schichten aus dem
Boden hervorschauten, eine Begrenzung erkennen konnte. Oestlich stieg, der
Hebung folgend, von dem türkischen Burgthore her ein Weg empor, in Fels-
bearbeitung und einzelnen zerstreuten Platten erkennbar. An ihm lag eine schon im
Altertum hergerichtete und bis in die Gegenwart noch brauchbare Quelle tief unten
in einem Felsenschacht, im Mittelalter durch Gewölbe geschützt (Q auf dem Situations-
plan Taf. II). Südlich und westlich umgrenzten den Platz die zum Teil gesunkenen,
zum Teil aber noch ragenden Mauern der türkischen Befestigung, durch mächtige
bis zu i5 Meter Höhe ansteigende Türme verstärkt. Ausserhalb dieser Mauern
fällt das Terrain in starker trümmerbesäter Neigung südwärts zum Altarperibolos
und westlich zum Selinustale ab. Es war ein Platz, dessen Nord-, Ost- und
Südseite rechtwinklig zu einander liefen; nur die schräge Führung des westlichen
Abschlusses ergab an dieser Seite eine Verbreiterung desselben im südlichen Teile.

Als nun die von Süden her allmälig vorschreitenden Ausgrabungen das Ganze so
weit freigelegt hatten, dass die antike Planbildung erkannt werden konnte, da zeigte
es sich, dass diese im Wesentlichen mit der modernen übereinstimmte. Die mittel-
alterlichen Befestigungen waren, anders als die byzantinische Mauer südlich des Altars,
den alten Linien gefolgt; denn als das neuere Gemäuer und seine Schuttmassen beseitigt
waren, trat unter ihnen die antike Begrenzungsmauer des Plateaus teilweise noch in acht
Schichten Höhe hervor, Quadern von o,5o—0,60 Meter Höhe in guter Fügung. Diese
Gleichmässigkeit der nach Süden schauenden Aussenfront wird durch eine Rundnische
belebt, welche bis zur Kämpferhöhe und dem Ansatz zur Halbkuppel erhalten ist,
und östlich nahe dem Thore ist in dieselbe Südmauer von Aussen noch ein grösseres
von einem Tonnengewölbe überdecktes Gemach tief eingeschnitten. Das Thor selbst,
von mächtigen Türmen flankiert, fand sich im Südosten des Plateaus genau an der-
selben Stelle, nur ein Meter tiefer, wie der türkische Eingang. Dass schon in alter
Zeit ein wiederholter Umbau dieser Anlage stattgefunden, lässt sich aus den teilweise
nur in Fundamenten erhaltenen, zum grösseren Teil aber bis zu einigen Metern
emporragenden Mauern erkennen. Spezielleres Eingehen hierauf bleibt einer hoffent-
lich in Zukunft möglichen zusammenhängenden Untersuchung der gesammten Burg-
befestigungen vorbehalten.

Hier im Thore mündete der alte von Süden her in Windungen empor und längs
des Altarperibolos vorüber führende Hauptaufgang der Burg. Tritt man in dasselbe
hinein, so zeigt sich das alte sauber gefügte Plattenpflaster, welches den Raum inner-
halb bedeckte, noch vollständig erhalten, östlich durch mächtige Mauern, nördlich durch
ummantelte Terrassen abgeschlossen. Deutlich markiert sich noch auf dem Pflaster durch
die stärkere Abnutzung die Richtung des sanft ansteigenden Weges. Nach Ueber-
windung einiger rampenartigen Stufen teilt sich derselbe, geradeaus nordwärts in der
schon oben angegebenen Richtung nach dem Augustustempel und der Burgkrone
 
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