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Bohn, Richard
Altertümer von Pergamon (Band II, Text): Das Heiligtum der Athena Polias Nikephoros — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.913#0018
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einige von uns, die wir im Winter 1879/80 zu gemeinschasüicher Arbeit in Pergamon
vereinigt waren, ihn eben auf dieser süd weltlich vorspringenden Kuppe suchen zu muffen.
Während Stiller namentlich die landschastlich so angemessene Lage betonte, glaubte ich
bereits einige wenige, längs des Abhanges unterhalb verllreutc Fragmente von .Säulen,
Architrav und Triglyphenfri.es') geradezu als Bauglieder des Tempels und zwar eines
dorilchen Penpteros bezeichnen zu können. Aus dieser Annahme entsprang denn auch
auf der perspektivischen Skizze des Altarbaues im erilen vorläusiger! Berichte-) die
Andeutung eines Tempels im Hintergrunde rechts, der Lage nach ziemlich richtig,
wenn auch, wie wir sehen werden, salsch in seiner nach der Regel angenommenen west-
östlichen Orientierung.
Als im Augult 18S0 die Ausgrabungen, auch in der Ablicht den Athenatempel
zu sinden, wieder begannen, lieisen wir uns von dielen Vermutungen leiten, indem
wir, eben von jener Ecke aus vorschreitend, den Platz allmählich freilegten. Doch schienen
unsere Hossnungen zu nichte zu werden; denn allerorts trat bereits der gewachsene
Fels zu Tage, ohne dass von einem zusammenhängenden Tempelttereobat irgend
etwas zu erkennen gewesen wäre. Die Zerstörung war eine zu- gründliche. Indessen
auch anderswo wollte lieh bei verschiedenem Suchen das Gewünschte nicht zeigen,
und umsomehr kehrten wir immer wieder mit unteren Hossnungen zu jener Stätte zurück,
als aus der Erkenntnis der allgemeinen Situation und den einzelnen Funden {ich die
Überzeugung sestsetzte, dass wir uns thatsächlich im Bereiche des Athenaheiligtums
besinden müssten. Auch die allmählich erkennbar werdende Einsassung des Platzes mit
ansehnlichen Säulenhallen liess unbedingt irgend einen baulichen Mittelpunkt der ganzen
Anlage voraussetzen.
Ich begann daher nach meiner Ankunst am Ausgrabungsplatze im Januar 1S81
jene Stätte noch einmal sorgsamer zu betrachten. Da lenkten einige zwischen den
natürlichen Fellen, man möchte lagen, eingeklemmte Platten, welche unter den Reiten
einer byzantinischen Kirche ludlich hervortraten, die Aufmerksamkeit aus Geh. Es siel
mir aus, dass ihre öllliche Kante genau fluchtrecht war, während die gegenüberliegende
Seite je nach der verschiedenen Tiese der Blöcke unregelmässig verlies. Beim weiteren
Suchen in ludlicher Verlängerung sanden lieh ähnliche Quadern. Zugleich gaben sich
aber nach einem leichten Regen auch weiter weltlich durch schnelleres Trocknen und
in Folge desien hellere" Färbung des dünn aufliegenden Erdreichs Steinplatten zu
erkennen. Die sosortige Säuberung ergab, dass (ich wirklich hier in einem Abttande
von 13,0a Meter, von Aulsenkante zu Aussenkante gerechnet, eine der vorigen parallele

1) Boemcher hat in der Tektonik der Hellenen S. 204, -212 anstatt dieses sonst geläusigen Ausdrucks
die Bezeichnung Triglyphon eingesührt; nach Prüsung der dort beigebrachten Schriststellerzeugnisse und
der BaUinschrist der Philonischen Skeuothck auch von besreundeter philologischer Seite halten wir uns
nicht mehr sür berechtigt, an diesem Ausdrucke sellzuhalten.
2) Jahrb. der K. preuss. Kunsts. iSSo, Tas. II, S. 165.
 
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