Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bohn, Richard
Altertümer von Pergamon (Band II, Text): Das Heiligtum der Athena Polias Nikephoros — Berlin, 1885

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.913#0037
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
25
Dais dieses alte Heiligtum innerhalb der ältellen Stadt der Athena geheiligt
gewesen sei, lagen die beiden Säuleninschristen geradezu. Nicht als ob man Tic als
Wcihinschristen aus den ganzen Bau zu beziehen hätte; das verbietet wie ihr Platz aus
einer Säule, lb namentlich ihre Mehrzahl. Immer aber wird es doch die Gottheit des
Tempels sein, welcher die Weihung, sei es der einzelnen Säulen, sei es beliebiger an
den Säulen angebrachter Weihgesch.en.ke, galt.
Und hieran schliesst sich endlich das vielstimmige Zeugnis aller Einzelfunde,
sowohl an Skulpturstücken, als an Inschristen, welche in der nächsten Umgebung des
Tempels und von ihm ab nicht weiter auswärts, wohl aber, wohin ja Fall und Ver-
ichleppung leicht war, abwärts gemacht worden sind. An keiner von den Ausgrabungen
sonst berührten Stelle wiederholen sich Darstellungen und Nennungen der Athena ib
häufig wie hier; um das Augulteum, in welchem man früher wohl den Athenatempcl
vermutete, sehlen sie gänzlich. Neben zahlreichen Ehreninschristen für Prieilerinnen
der Athena Polias Nikephoros sehlen Schriststücke nicht, deren ursprünglichc Aus-
stellung im Athenaheiligtumc in ihnen selbil ausdrücklich bezeugt ist. Die gesundenen
Darllellungcn der Göttin mit der Agis bilden von einer Kolostalrtatue bis zu kleinen
Relicsbildern eine mannigsaltige Reihe. Eine derselbcn, besonders bedeutiamer Art, zeigt
das Relief, nach welchem die Titelvignettc dieses Bandes mit Ergänzung von besreundeter
Künitlerhand gezeichnet ist. In mehreren Bruchitücken wurde es im Tempelgebiete selbst
zusammengesucht. Es zeigt inmitten das Idol der Athena Polias, wie es im Tempel
gestanden haben wird und wie es auf Münzen der Königszeit erscheint; in ornamental-
symmetrischer Anordnung jederseits von ihm wird, mit einem Anklänge an Opserbrauch
und uralte Symbolik, ein Stier von einem Löwen zerrissen.
Dais der Tempel, welchen wir nach allem Gesügten mit Zuversicht der siegreichen
Burggöttin Athena zuschreiben dürsen, in der Königszeit in seiner schlichten baulichen
Geitalt beliehen blieb, aber von einem geräumigen Hose mit umgebenden Marmor-
hallen eingefasst wurde, ltimmt ebensowohl zu dieser Zuschreibung, wie die dekorative
Ausstattung der Hallen mit Wassenreliess sie bestätigt.
Von dieser Umgestaltung und Zier des heiligen Bezirks soll im solgenden ein-
gehend die Rede sein.


 
Annotationen