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Bohn, Richard
Altertümer von Pergamon (Band II, Text): Das Heiligtum der Athena Polias Nikephoros — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.913#0046
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Wie beim Tempel, so haben lieh auch hier verhältnismässig viele Rolle der aus
diesem Stusenbau slehenden Säulen gesunden. Wir zählten im Ganzen zweiundzwanzig
Schaststücke, in den verschiedensten Längen von 0,73« (nur eins) bis zu 1,790
doch mit Ausnahme jenes einen alle über ein Meter lang. Ihr Querschnitt ill ein
zwanzigsaches Polygon, jede .Fläche mit einem beiderseitigen, durchsehnittlich 0,01
breiten glatten Rande, während der mittlere Teil als leicht rauher Werkzoll liehen
geblieben id. Der grösste, also untere Durchmesser beträgt 0,69 (zwischen den Flüchen
gemessen nur o,6so, bei einigen sogar nur 0,660), der geringste, obere, 0,5.15.
Die Messung sämtlicher oberen und unteren Durchmesser und die Verglcichung
entsprechend gestellter Dübcllöcher machten es wahrscheinlich, dass vier der gesundenen
Trommeln zu einer Säule gehört hätten. Auch die Falllage, in welcher diese vier (ich
besanden, unterstützte diele Annahme. Die Höhe dieser einzelnen Trommeln beträgt
in aufzeigender Reihensolge [,79a, i,oss, 1,146, 0,739, älib 'm ganzen 4,765; rechnet
man hierzu das gleich zu erwähnende Kapitell mit 0,129, lo ergiebt sich als Gelamt-
höhe 4,994, nach ersolgter Zulammensetzung einschliesslich der Fugen 4,998. Das Ver-
hältnis der Säulenaxe zur Höhe ill also genau wie 1 : 2. Lag hierin schon eine Betäti-
gung für die richtige Wahl der zusammengehörigen Trommeln, so wurde es zur
Gcwissheit, als die Säule in ihrer Volllländigkeit im Museum zur Aufhellung gelangte,
und sich hierbei die bei der im allgemeinen etwas unglcichmässigcn Arbeit sonst nicht
mögliche genaue Übcrcinilimmung in den durchgehenden Polygonkanten zeigte.
Dergrölseren Spur der Fcksäule entsprechend sand sich auch eine Trommel von 0,730
unterem Durchmesler, bei welcher man jedoch eine Verbreiterung der Polygon leiten dadurch
vermieden hat, dass man ihr statt zwanzig vielmehr vierundzwanzig Kanneluren gab.
Vom Kapitell sind nur zwei Kxcmplare gesunden worden. Die Detailmasse sind
auf Tas. XXII gegeben. Es hat einen niedrigen Abakus, nur leicht gekrümmten Fchinos,
der durch eine dreisache Riemchcnscssel mit dem Schast verbunden ill. Auch hier,
wie beim Tempel, leitet eine schräge Fläche zur Höhlung der-Kanneluren über.
Während aber beim Tempel der Hals des Kapitellblocks kanneliert, die übrige Säule
rund ill, hat hier an der Halle der Schastansatz am Kapitellblock segmentsörmig ein-
getieste Kanneluren mit schmalen Stegen dazwischen, der übrige Schast aber einsach
polygonalen Querschnitt. Man dars aus Grund sontl vorhandener Analogien annehmen,
dass man beabsichtigt habe, den Schast bis aus etwa ein Drittel seiner Höhe von unten
auf polygonal zu lallen, im übrigen aber, dem Kapitellblock solgend, die Kanneluren
auszuarbeiten, wie bei der Attalosttoa in Athen es wirklich ausgesührt ilt. Kntweder
ilt nur mangelnde Vollendung des Baues an dem jetzigen Zusland schuld oder man
musste von der Aussührung der beabsichtigten Säulensorm Abitand nehmen, weil der
sehiesrige, Hark splitterndc Marmor ein Herausarbeiten der scharsen Kanten nicht ratlam
erscheinen liess. Auch fanden sich einige Fragmente, dem Massllab nach hierher ge-
hörend, welche dielen Übergang vom Polygon zu den Kanneluren zeigen, vielleicht
ein Versuch, der nicht sortgesetzt wurde.
 
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