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Stiller, Hermann
Altertümer von Pergamon (Band V,2, Text): Das Traianeum — Berlin, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.917#0057
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Unter Zusammenfassung aller besprochenen Einzelheiten liefern die Taf. XXXI, Rekonstruktion.
XXXII und XXXIII die Rekonstruktion der Gesamtanlage, sowie die wiederhergestellten
Anssehten von Süden und von Ossen, während auf Taf. XXXIV das Ganze perspek-
tivisch im Überblicke von einem angenommenen hohen Punkte im Nordwesten vor-
geführt ist. Hier ist auch die schon anfangs geschilderte beherrschende Höhe des ganzen
Platzes und seine Lage zu den benachbarten Architekturschöpfungen der Hochburg
ersichtlich.
Eine Frage ist bei alledem unerörtert geblieben: wo war der Hauptzugang zum
Tempelbezirk? — Man wird ihn der grossartigen Gesamtanlage entsprechend von an-
sehnlicher architektonischer Ausbildung sseh vorzustellen geneigt sein und den Terrain-
verhältnissen nach kann er nur auf der Ostseite gelegen haben. So haben wir ihn in
der Mitte der Osthalle gesucht und hier zu dem Ende auch Grabungen vorgenommen;
aber es haben sseh keinerlei Fundamente gefunden, welche einen Ausschluss hätten
geben können. Selbst die auf Taf. XXXI in der Rückwand der Osthalle gezeichnete
Thür beruht, ebenso wie die in der Rückseite der Westhalle, lediglich auf Vermutung.
So kamen wir auf den Gedanken, dass der südöstliche Anbau der Hallen den Haupt-
zugang bildete. Im Innern dieses Anbaus fanden wir Anhaltspunkte für Annahme
einer dreisachen Thür (S. 44). Nimmt man dieser dreisachen Thür in der Achse ent-
sprechend eine gleiche dreifache Thür nach aussen hin an, so ist ein stattlicher Zugang
gefunden. Der südöstliche Anbau wäre dann als Propylon zu benennen und ähnlich
gelegen, wie das Propylon des Athenaheiligtums (Band II, Taf. XXX). Hier eintretende
Züge konnten in passender Weise vor die Tempelsront gelangen. Dementsprechend ist
im Plane auf Taf. XXXI die Rekonstruktion ausgeführt.
In der Rekonstruktion, sowohl im Grundrisse auf Taf. XXXI, als auch in der An-
sseht auf Taf. XXXII, erscheinen noch zwei vor der Nordstützmauer symmetrisch zum
Tempel gestellte Denkmäler, das eine auch in der Perspektive auf Taf. XXXIV. Diese
hat Raschdorff untersucht und ausgenommen und behandelt sie im Anhange (S. 55ff.)-
Dort sind auch noch einige im Tempelbezirke gefundene Einzelstücke kleinerer Archi-
tekturen mitgeteilt, deren teilweise Zugehörigkeit zu den Hallen angenommen werden
konnte. Sichtlich von dem höheren Terrain im Norden herabgefallene, von den dortigen
Bauten der Königszeit herrührende Stücke, wie der Altar aller Götter (Inschrift Bd. VIII, 1,
Nr. 131) finden in Bd. V, 1 Erwähnung. An sonstigen Einzelfunden war die Ausgrabung
des Tempelbezirks wenig ergiebig, namentlich ist von selbständiger Skulptur nichts
Nennenswertes gefunden.

Wir haben es auf S. 2 vorweggenommen und sind mehrfach im Laufe unserer Bauzeit und
Darlegungen darauf zurückgekommen, dass die gesamte Anlage eines Tempels mit seinem Name.
von Hallen und deren Anbauten umgebenen Hofe in der römischen Kaiserzeit an die
Stelle einer beschränkteren Anlage aus der pergamenischen Königszeit getreten ist, und
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